BEO - Deutscher Kinderhörbuchpreis

So schön kann Gala sein

1. Dezember 2016
von Börsenblatt
Die BEO-Gewinner stehen schon seit 2. November fest, gestern Abend wurden sie im Hamburger Thalia Theater in der Gaußstraße gebührend gefeiert - mit viel Liebe für das Kinderhörbuch.

Lieber schauspielernde Moderatoren oder Schauspieler, die moderieren? Durch die BEO-Gala mit Musik, einem Sarg im Nebel, Konfetti und 17 Preisträgern, die jede Sekunde im Mittelpunkt standen, führten jedenfalls die Thalia-Schauspieler Cornelia Schirmer und Tilo Werner. Und das war genau richtig. Unter der Regie von Ludwig von Otting, der sein Thalia als ehemaliger Geschäftsführer kennt wie kein anderer, sangen, tanzten und witzelten die beiden durch den Abend. "Haben wie uns zu viel vorgenommen?", fragte von Otting nach nur wenigen Stunden Probe vor der Veranstaltung. Nein, gar nicht.


Viel Muh, kein buh

Cool in Cowboy-Kluft sang das Duo die knapp 200 Gäste mit ihrer ironischen Version von "I was born way down in Louisiana" zusammen mit dem vielseitigen Lutz Krajenski an der Hammond Orgel erstmal in Schwung. Und zu welchem Hörbuch passte das jetzt? Zu "Miles & Niles" von Jory John und Mac Barnett, ausgezeichnet wurde der Interpret Christoph Maria Herbst (Hörverlag), weil in dieser Schulstreich-Wettbewerbs-Geschichte erstaunlich viele Kühe, beziehungsweise ihre Muh-Rufe vorkommen. Ebenso wie in Louisiana. Christoph Maria Herbst schickte eine lustige Videobotschaft, in der er sich launig über das nicht üppige Preisgeld (5.000 Euro) beschwerte - und lieferte der Gala damit einen kleinen roten Faden.

Erzähler, Zeichner, diverse Tiere und natürlich die Maus Charlie - Bastian Pastewka, der gemeinsam mit der Regisseurin Marlene Breuer für "Lindbergh" von Torben Kuhlmann ausgezeichnet wurde, zählte vor seiner Kostprobe alle Sprechrollen auf, um das "außergewöhnlich hohe Preisgeld" zu rechtfertigen. Jede Stimme sei einzeln aufgenommen worden, erklärt Marlene Breuer, und bewundert Pastewkas Kunst des Timings: am Ende habe sich alles perfekt ineinander gefügt. Statt großkopiertem Scheck kam ein Fünf-Euroschein an Luftballons geflogen.

Schaurig schön

Sarg (mit Cornelia Schirmer drin) und viel Nebel kamen bei "Dämmerhöhe" zum Einsatz, dem Siegertitel in der Kategorie ab 12 Jahre. Ausgezeichnet wurden Sandra Keck für ihre Schauer erzeugende, wandelbare Stimme und der Regisseur Rainer Gussek (Audiolino). Schnaufen, flüstern, schreien, zischen und vor allem boshaft lachen: die kleine Darbietung von Sandra Keck hatte es in sich.

Da kam das hübsche "Miau"-Lied von Schirmer und Werner zur Beruhigung der Nerven gerade recht, das den Preis der Kinderjury einleitete, "Tagebuch einer Killerkatze" von Anne Fine in der Interpretation von Mechthild Großmann (Oetinger Audio). Großmann las noch einmal die Stelle, als die Katze versucht, den Hasen durch die Katzenklappe zu ziehen. Meisterhaft! Und zuckersüß, wie die Kinder ihre Wahl begründeten, gratulierten, Fragen stellten und ihrer Siegerin eine ganze Kiste mit kleinen, selbst gebastelten Geschenken überreichten. (Zum ersten Mal war übrigensl eine kleine Abordnung der Kinder-Jury, die diesmal die Freie Montessori Schule Berlin stellte, bei der Preisverleihung dabei. Eine gute Idee.)

Action, Painting!

Wer bis zur Verleihung des Sonderpreises Bestes Hörspiel für Kinder / Jugendliche nicht sicher war, ob der Action-Painter Stefan Pertschi, der im Bühnenhintergrund Glaswände bemalte, die Veranstaltung wirklich bereicherte, wurde jetzt belehrt: geheimnisvoll, rhythmisch, bombastisch füllte er die Fläche, während ein Auszug des Mega-Hörspiels "Tintentod" von Cornelia Funke (Oetinger Audio) zu hören war. An dieser Stelle gab es für die ausgezeichneten Hörspielkreativen (siehe unten) Konfetti.

Wenn man unbedingt etwas bekritteln möchte an dieser wunderbaren Veranstaltung: Der Beo, der in einem Käfig auf der Bühne hing und eher unmotiviert krähte, muhte, "Blödmann" und "blöde Kuh" rief, könnte beim nächsten Mal still sein.

Der Deutsche Kinderhörbuchpreis BEO  wird vom Verein Kinder hören verliehen, finanziert durch Förderer, wie der Hamburger Kulturbehörde, Thalia, Geese Papier und vielen anderen. Ob das 2017 wieder klappt? Hörcompany-Verlegerin Angelika Schaack, Mitinitiatorin des BEO und ehrenamtlich für die BEO-Finanzen zuständig, ist zuversichtlich. Auch weil diese 4. Gala nicht nur den Preisträgern, sondern auch den Sponsoren viel Spaß gemacht hat.

Die Sieger im Überblick:

Kategorie I  0-6 Jahre:

Torben Kuhlmann, Lindbergh, Hörverlag

Ausgezeichnet: Bastian Pastewka (Interpret) und Marlene Breuer (Regisseurin)

 

Kategorie II  7-11 Jahre:

Jory John / Mac Barnett, Miles & Niles, Hörverlag

Ausgezeichnet: Christoph Maria Herbst (Interpret)

 

Kategorie III  ab 12 Jahre

B.E. Hassel / M.H. Magnadottir, Dämmerhöhe, Audiolino

Ausgezeichnet: Sandra Keck (Interpretin), Rainer Gussek (Regisseur)


Sonderpreis Bestes Hörspiel Kinder / Jugendliche:

Cornelia Funke, Tintentod. Das Hörspiel, Oetinger Audio

Ausgezeichnet: Cornelia Funke, Frank Gustavus, Jan-Peter Pflug, Kay Poppe, Christiane Krah und Helena Thiemann (Hörspielkreative)

Preis der Kinderjury Freie Montessori Schule Berlin

Anne Fine, Tagebuch einer Killerkatze, Oetinger Audio

Ausgezeichnet: Mechthild Großmann (Interpretin)


Schaufensteraktion:

Um den BEO in die Buchhandlungen zu bringen, ruft der Verein Kinder hören zu einem Schaufensterwettbewerb auf. Zu gewinnen gib es eine Reise nach Hamburg zur BEO-Verleihung, inklusive Fahrt und Übernachtung; die Sieger werden auf der Buchmesse in Leipzig gekürt (Details folgen).

Sie wollen mehr Bilder von der BEO-Preisverleihung? Hier geht es zur Bildergalerie!