Deutsche Content Allianz trifft EU-Digitalkommissar Günther Oettinger

Eine Frage der Balance

6. Juli 2015
von Börsenblatt
Die EU will bei der anstehenden Urheberrechtsreform auch auf die ökonomischen Realitäten achten – versprach EU-Digitalkommissar Günther Oettinger Vertretern der Deutschen Content Allianz bei einem Treffen in Brüssel. "Besonders wichtig ist am Ende eine faire Balance vom Autor, über die Verwerter und Plattformen bis hin zum Nutzer", so Oettinger.

Oettinger näherte sich dem Thema während der Unterhaltung über einen Begriff, der an sportliche Großereignisse erinnert – und doch gar nichts damit zu tun hat. Das Urheberrecht sei "ein level playing field", erklärte er den Vertretern der Deutschen Content Allianz (DCA) in Brüssel. Und damit ein Thema, das in ganz verschiedenen Regulierungsbereichen für den Digitalen Binnenmarkt in Europa wichtig sei. "Dieses level playing field muss jedoch ökonomische Realitäten respektieren und darf bestehende Wertschöpfung nicht verhindern", wird Oettinger in einer Pressemitteilung der DCA zitiert. Für besonders wichtig halte er es dabei, "eine faire Balance vom Autor, über die Verwerter und Plattformen bis hin zum Nutzer" hinzubekommen. 

Die Vertreter der DCA unterstützen die Linie von Oettinger, bedankten sich laut Pressemitteilung in Brüssel bei ihm für sein "rastloses Engagement" bei der Schaffung eines Europäischen Binnenmarktes für die Kultur- und Kreativwirtschaft – und sicherten ihm ihre Unterstützung zu. Die Position der Allianz: Sie betont, dass "ein weiteres Wachstum in der digitalen Welt eines wirkungsvollen Urheberrechtes und einer besonderen Berücksichtigung seines gesellschaftlichen Wertes bei netzpolitischen Entscheidungen" bedürfe. Auch sei eine Differenzierung nach Geschäftsmodellen geboten. Wo Neuregelungen zu einer Gefährdung der Anbieter- und Angebotsvielfalt führen würden, dürfe ein europäischer Binnenmarkt nationalen Rechteerwerb sowie -verwertungen nicht ausschließen.

Kommissar Oettinger und die DCA vereinbarten, den Dialog mit Blick auf die anstehenden Entscheidungen fortzusetzen. Wer bei dem Treffen in Brüssel dabei war: Jürgen Doetz (Verband Privater Rundfunk und Telemedien; DCA-Koordinator), Dieter Gorny (Bundesverband der Musikindustrie), Stephan Scherzer (Verband Deutscher Zeitschriftenverleger), Tom Buhrow (WDR-Intendant), Harald Heker (GEMA), Alfred Holighaus (Spitzenorganisation der Filmwirtschaft) und Florian Drücke (Bundesverband der Musikindustrie).