Für den Büchertisch

Lehrer - ein Traumberuf?

12. August 2013
von Regine Meyer-Arlt
Selbst die schönsten Ferien sind einmal zu Ende. Nicht nur Schüler können sich auf die Zeit danach vorbereiten - sondern auch Lehrer. Neue Bücher rund ums Pädagogen-Coaching.

Es gibt sicher viele gute Gründe, Lehrer zu werden. Aber gleich 111? Davon dürften einige vielleicht doch weit hergeholt sein. Sind sie auch. Das gibt der Autor selber zu. Dietrich von Horn liefert mit seinen launigen Anmerkungen in "111 Gründe, Lehrer zu sein" (Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, 288 Seiten, 9,95 Euro, erscheint am 1. September) eine unterhaltsame Glossensammlung. Die "Hommage an den schönsten Beruf der Welt" ist stellenweise sehr witzig. So lautet einer der Gründe, den Lehrerberuf zu ergreifen: Weil man Briefe von ehemaligen Schülern bekommt.

Ganz ernsthaft dagegen wirbt der pensionierte Pädagoge Wolfgang Göb für den "Traumberuf LehrerIn" (Arven Verlag, 291 Seiten, 24,95 Euro). Er konzentriert sich nicht auf die Situation im Klassenraum, sondern bezieht auch die ökologische und gesellschaftliche Verantwortung des Lehrers in seine essayistischen Reflektionen mit ein. „Traumberuf LehrerIn. Alltag und Visionen. Das etwas andere Handbuch der pädagogischen Praxis" wendet sich ausdrücklich auch an Berufseinsteiger.

Das erste Mal vor der Klasse

Für die ist es dann irgendwann so weit: Sie stehen vor einer Klasse, und die erste eigene Unterrichtsstunde beginnt. Das erste Mal seinen Platz im Lehrerkollegium finden, das erste Mal Pausenaufsicht führen, das erste Mal eine Sitzordnung für die Klasse festlegen – wie macht man das alles eigentlich? Tipps für Einsteiger liefert Jonas Lanigs kluger Ratgeber „Das erste Mal im Lehrerberuf. Die wichtigsten Herausforderungen sicher meistern."

Auch Karsten Koll und Jürgen Rudolph helfen angehenden Lehrern bei Fragen weiter, bei denen sie vielleicht nicht ihre Kollegen um Rat bitten wollen: Wie geht man mit Schülern um, die randalieren und respektlos sind? Was soll man tun, wenn man erfährt, dass Eltern schlecht über einen sprechen? Wie soll man mit Kollegen umgehen, die nicht kooperieren wollen? Bei der Suche nach Antworten hilft der Titel: „Wenn es mit Schülern, Eltern und Kollegen mal schwierig wird. 50 Anregungen für Problemlösungen im Schulalltag" (Verlag an der Ruhr, 184 Seiten, 19,95 Euro, Erscheinungstermin: 15. August).

Mit vielen Fallbeispielen aus der Praxis wartet auch Christoph Eichhorn auf, in seinem Buch „Chaos im Klassenzimmer. Classroom-Management: Damit guter Unterricht noch besser wird" (Klett-Cotta, 201 Seiten, 16,95 Euro) auf. Der praktische Ratgeber bietet unter anderem eine Beobachtungsskala, mit der Lehrer einordnen können, wo sie selber stehen - beim wertschätzenden Umgang mit den Schülern, beim Spannungsbogen im Unterricht, bei Präsenz und Klarheit im Klassenzimmer.

So geht es den Schülern gut - und den Lehrern auch

Ein gut strukturierter, interessanter Unterricht, ein achtsames Miteinander – wenn das gewährleistet ist, dann finden Schüler Schule gut, und dann gehen Lehrer gern zur Arbeit. Nicht alle Lehrer leiden am Burn-Out-Syndrom, viele schätzen ihren Beruf auch nach Jahrzehnten noch – und werden selbst geschätzt. Das wiederum hilft, gesund zu bleiben. Elke Döring-Seipel und Heinrich Dauber haben die „Bedeutung psychosozialer Ressourcen im Lehrerberuf" untersucht. Schon der Titel „Was Lehrerinnen und Lehrer gesund hält" (Vandenhoeck & Ruprecht, 131 Seiten, 22,99 Euro) deutet einen Perspektivenwechsel an. Nicht die krankmachenden Bedingungen des Lehrerberufs stehen im Mittelpunkt, sondern die gesundheitserhaltenden Faktoren.

Was machen erfahrene Lehrer, denen es gut geht, anders als ihre vielen dauerhaft kranken Kollegen? Ein Ergebnis der Studie: Lehrkräfte, die ihre beruflichen Anforderungen eher als Herausforderung denn als Bedrohung begreifen, sind deutlich weniger krankheitsgefährdet. Außerdem helfen Weiterbildungsmaßnahmen dabei, gesund zu bleiben.

Und natürlich kann auch die Schulleitung mit dafür sorgen, dass Lehrer länger gesund und mit Freude unterrichten. In „Effektiv Schule führen" (Carl Link, 303 Seiten, 32,00 Euro) erläutert Armin Lohmann, wie Schulleiter die Qualität ihrer Schule und des Unterrichts steigern können. Der Autor wirbt für ein ganzheitliches Führungsverständnis und unterstreicht die Bedeutung der Haltung, die Lehrer und Schulleiter zu Menschen, zu Bildung und zu ihrer Aufgabe haben.

Schule als permanenter Veränderungsprozess

Die Lehrerpersönlichkeit ist wichtiger denn je. Sie ist die vielleicht wichtigste Konstante in einem Schulsystem, das sich permanent verändert. Wie dramatisch der Wandlungsprozess zur Zeit verläuft, beschreiben die Autoren des 33. Bandes der „Studien zur „Bildungsforschung". Die Autoren von „Schule im Umbruch begleiten", herausgegeben von Julia Hellmer und Doris Wittek (Verlag Barbara Budrich, 299 Seiten, 29,90 Euro), zeichnen die vielgestaltigen Veränderungen im deutschen Schulsystem nach, zeigen Perspektiven und stellen neue Forschungsergebnisse zum Thema Schulentwicklung vor. Sicher ist: Der Wandel wird weitergehen.

Mehr zum Thema Schule und Bildung lesen Sie in der aktuellen Printausgabe des Börsenblatts, im Spezial Lernhilfen & Wissen.