literaTurm 2016: Der entgrenzte Text

Das Möbiusband der Poesie

13. Mai 2016
von Börsenblatt
"Entgrenzung von Literatur" ist das Thema der achten Ausgabe von literaTurm, dem Literaturfestival in Frankfurt und der Rhein-Main-Region, das vom 1. bis 11. Juni stattfindet – ein interdisziplinäres, gattungsübergreifendes Ereignis mit 49 Veranstaltungen und über 90 Akteuren.

literaTurm, das vom Kulturamt Frankfurt veranstaltete Literaturfestival in Frankfurt und der Rhein-Main-Region, lässt in diesem Jahr vom 1. – 11. Juni ein Möbiusband durch die Frühsommer-Lüfte flattern. Das sonderbare mathematische Gebilde, das entsteht, wenn man das Ende eines Streifens um 180 Grad verdreht und mit dem anderen Ende verbindet, ist, beschriftet mit dem Motto "Der entgrenzte Text", das „Key Visual“ des diesjährigen Festivals. Der mathematische Witz des Möbius-Bandes besteht darin, dass es weder Vorder- und Rückseite noch Innen und Außen hat – und die gesamte Fläche nur eine Begrenzungslinie. Fährt man die Kante mit dem Finger entlang, kommt man immer wieder auf den Ausgangspunkt zurück. Ein faszinierenderes Bild für das Konzept des diesjährigen Festivals hätte man kaum finden können: Literatur als die „Vorderseite“ geht mit der „Rückseite“ – den anderen Künsten – eine unauflösliche Verbindung ein.

Frankfurts Kulturdezernent Felix Semmelroth lobte die Ausrichtung von literaTurm: Es sei ein „Konzeptfestival“, das „konzentriert, ohne zu simplifizieren“ – und das nicht literarischen Moden oder großen Namen hinterherlaufe. Frankfurt sei eine Stadt, die die Auseinandersetzung mit der Literatur und den anderen Künsten brauche. „Das Publikum hat einen Anspruch auf hohe Qualität und Komplexität“. Ein Anspruch, der mit dem Programm „Der entgrenzte Text“ durchaus eingelöst werden könnte.

Um nichts weniger als die „Transformation“ von Literatur in andere künstlerische Sparten soll es gehen, so Programmleiterin Sonja Vandenrath – um Adaptionen für Bühne und Film, um Graphic Novels, musikalische Bearbeitungen, Hörspiele und Kunstperformances. Dabei nimmt die Festival-Idee bewusst Bezug auf die künstlerische Revolution, die sich vor genau 100 Jahren in Zürich ereignete: die Dada-Bewegung, deren Begründer auch die Überwindung der Kunstgrenzen predigten.

Den Auftakt am 1. Juni im Kaisersaal des Römers bildet ein Lesungskonzert, das die Schriftstellerin Katharina Hacker sowie die Lyrikerin Monika Rinck gemeinsam mit dem Ensemble Modern und dem Pianisten Hermann Kretzschmar zur Uraufführung bringen – eine Collage aus Text und Musik, die viele Überraschungsmomente birgt. Prädestiniert für das Thema Adaptionen ist der Roman des Deutschen Buchpreis-Trägers Frank Witzel „Die Erfindung der Rote Armee Fraktion …“ Am 2. Juni treffen der Autor, der Theaterregisseur Armin Petras und der Hörspielmacher Leonhard Koppelmann bei einer Veranstaltung aufeinander.

Weitere Höhepunkte sind Veranstaltungen mit Ann Cotten, Maxim Biller, Thea Dorn, Herta Müller, Oskar Roehler, Roland Schimmelpfennig, Thomas von Steinaecker, Nis-Momme Stockmann und Guntram Versper. Auch internationale Schriftsteller werden zu Gast sein – unter anderem in Kooperation mit Litprom der kolumbianische Autor Héctor Abad.

Doch nicht nur die Entgrenzung der Literatur, sondern auch die Spiegelung von Musik und bildender Kunst in der Literatur wird bei literaTurm sichtbar – beispielsweise in dem musikalischen Hörstück „Irres Licht“ von Uwe Dierksen und Matthias Göritz, das die Schauspieler Christian Brückner, Franziska Junge und Judith Rosmair gemeinsam mit einer Band aufführen. Filmabende und eine Veranstaltung zu Graphic Novels rundet die Spartenvielfalt ab.

Schauplätze der Veranstaltungen werden wieder der Opern Turm und die BHF-Bank sein sowie zahlreiche Museen und Spielstätten, etwa das Gallus Theater, die Städelschule und das Haus der Deutschen Ensemble Modern Akademie sein. Neben Frankfurt werden auch zehn Orte in der Region mit Veranstaltungen bespielt, die der Kulturfonds Frankfurt RheinMain großzügig unterstützt. Weitere Förderer von literaTurm sind die Kulturstiftung des Bundes, zahlreiche Raumsponsoren und Kooperationspartner.

Insgesamt 90 Schriftsteller, Musiker und Akteure der bildenden und darstellenden Kunst beleuchten mit unterschiedlichsten Veranstaltungsformen die Aspekte der Grenzüberschreitung.

Informationen zum Festival sind auf der Website literaturm.de zu finden. Tickets für die Veranstaltungen können ab sofort gebucht werden.