Onleihe wechselt DRM-Anbieter

divibib trennt sich von Adobe

26. März 2018
von Börsenblatt
Die divibib führt für ihre Onleihe bei Lesemedien ab Mai das neue System DRM "Care" des französischen Unternehmens TEA ein. Das seit über zehn Jahren genutzte Adobe-DRM wird schrittweise abgeschaltet.

Das DRM "CARE" basiert auf der europäischen Readium LCP-Lösung und vereinfache die digitale Ausleihe und Nutzung von E-Books, E-Papers und E-Magazines auf einer Vielzahl von Endgeräten, teilt divibib mit. Auch das Lesen direkt im Browser soll bald durch die neue Verschlüsselungs-Technologie möglich sein. Durch die Unabhängigkeit von proprietären Systemen optimiere das neue Onleihe-DRM für alle Nutzer auch den Datenschutz.

Die Umstellung auf das neue DRM laufe nun schrittweise an: Zuerst wird es in die Lesefunktion der Onleihe-Apps integriert, eine offene Beta-Test-Phase ist für Mai 2018 vorgesehen. Die eReader-Onleihe für eInk-Endgeräte wird im Laufe des Jahres 2018 angepasst. Die Umstellung der Web-Onleihe-Portale ist dann für das erste Halbjahr 2019 angesetzt.

Partner bei der neuen DRM-Lösung für die Onleihe ist das französische Unternehmen "TEA − the ebook alternative" aus Lyon. Das Adobe-DRM wird in der Onleihe nach und nach abgeschaltet. Um einen fließenden Übergang zu gewährleisten, bietet es die Onleihe noch ein Jahr lang parallel zur neuen Lösung an.

Partnerschaft mit tolino

Eine Partnerschaft zwischen TEA, divibib und tolino verspreche jedoch, dass sich die neue Verschlüsselung zügig etablieren wird: Der deutsche Gerätehersteller integriert das DRM ebenfalls in seine E-Reader. Mit weiteren Anbietern von Endgeräten und Lese-Apps sei die divibib bereits im Gespräch.

Hintergrund

Seit ihrem Start 2007 habe die Onleihe bei Lesemedien das mehrheitlich von den Verlagengeforderte  DRM von Adobe verwendet. Die Registrierung mit einer "Adobe-ID" hätte von Anfang an für die Nutzer der Onleihe eine technische Hürde gebildet. Für das Lesen auf PC oder Laptop war die Zusatzsoftware ADE notwendig, die mit den Betriebssystemen Linux und MacOS nur sehr eingeschränkt kompatibel sei. Adobe entwickelt sein DRM zudem weder für ADE noch für den Acrobat Reader wesentlich weiter, was zu deutlichen Einschränkungen bei der Nutzung von PDFs aus der Onleihe führte. Aufgrund der steigenden Unzufriedenheit mit dieser Situation bei Bibliotheken und Nutzern strebe die divibib den nun geplanten Wechsel des DRM-Systems an.

Die DRM-Lösung "CARE" (Content & Author Rights Environment) hat TEA im Jahr 2015 auf Basis der Open-Source-Lösung Readium LCP 2015 entwickelt. Mehr als 35 Partnern in Frankreich, Belgien, Kanada und in der Schweiz setzen CARE bei ihren digitalen Buchangeboten bereits ein. Für die Onleihe wurde CARE individuell angepasst:

  • Die Ausleihe elektronischer Lesemedien ohne zusätzliches Passwort und Registrierung bei einem DRM-Anbieter wird ermöglicht.
  • Für die Lektüre geschützter Inhalte aus der Onleihe wird keine zusätzliche Lesesoftware wie Adobe Digital Editions (ADE) mehr nötig sein.
  • Die Nutzer benötigen damit künftig nur noch ihre Zugangsdaten von der Bibliothek, um die Onleihe zu nutzen.

"Der DRM-Wechsel ist für die Onleihe ein enorm wichtiger Schritt. Daher haben wir mit viel Sorgfalt  nacheinem geeigneten Partner gesucht. Die CARE-Lösung erfüllte unsere hohen Ansprüche an Sicherheit und Nutzerfreundlichkeit", sagt divibib-Geschäftsführer Jörg Meyer und ergänzt: "Das offene System macht uns nun unabhängig von internationalen Großkonzernen und lässt sich gemeinsam mit unserem französischen Partner TEA stetig weiterentwickeln." Das ermögliche zudem, die Onleihe mit neuen nutzerfreundlichen Services auszubauen.

Ausgenommen von der Einführung des neuen DRM sind aus rechtlichen Gründen die Onleihen der internationalen Goethe-Institute, sowie die originalsprachlichen E-Books des amerikanischen Mediendistributors Baker&Taylor.

Zur Onleihe

Die 2005 gegründete divibib GmbH ist der führende Partner deutschsprachiger Bibliotheken bei der digitalen Ausleihe. Über 3.100 Bibliotheken setzen die Onleihe ein, darunter auch Einrichtungen in der Schweiz, in Österreich, Italien, Belgien und Frankreich sowie die internationalen Goethe-Institute.