Sitzung der Zwischenbuchhändler

Bundle-Besteuerung als "kaum zu lösende Aufgabe"

30. April 2015
von Börsenblatt
Die Bundle-Besteuerung, der Jugendschutz beim Verkauf von E-Books, der Umbau des Börsenvereins – diese drei Themen bestimmten das Frühjahrstreffen des Ausschusses für den Zwischenbuchhandel. 

Die Zwischenbuchhändler mussten zu ihrer Frühjahrssitzung Geduld mitbringen: Bundle-Besteuerung, Jugendschutz beim Verkauf von E-Books, Strukturreform im Verband – solche Themen kosten Zeit. Erstmals seit vielen Jahren habe man diesmal den Terminplan nicht einhalten können, so der Ausschussvorsitzende Stefan Könemann im Anschluss. "Um 25 Minuten! Das gab es lange nicht." Über was diskutiert wurde:  

Bundle-Besteuerung
Börsenvereinsjustiziar Christian Sprang informierte die Ausschussmitglieder über die Anforderungen des Gesetzgebers zum Thema Bundle-Besteuerung. Dabei zeigte sich: In der Theorie ist die Sache klar, aber in der Praxis tun sich immer neue Probleme auf. "Die Bundle-Besteuerung bleibt für uns eine kaum zu lösende Aufgabe", sagte Ausschuss-Sprecher Stefan Könemann im Anschluss an die Sitzung – kaum zu lösen vor allem deshalb, weil nicht jeder Verlag seiner Auslieferung rechtzeitig alle notwendigen Informationen zur Verfügung stellen würde, damit der beim Versand der Ware an Händler korrekt abrechnen könne. "Das ist besonders bei Downloads kritisch." Unterm Strich, so Könemann, "hat die Politik uns hier im Stich gelassen."

Jugendschutz für E-Books
Der Jugendschutz gilt für Bücher – und für E-Books. Was bedeutet: Dass jeder Händler, der E-Books verkauft, diese entsprechend kennzeichnen muss beziehungsweise sie zum Teil hinter einer Zugriffsschranke zu verwahren hat. Erotik-Schocker für Erwachsene gäbe es dann nur gegen Nachweis zum Download oder Horror-Streifen für Zuschauer ab 16 nur zwischen 22 und 6 Uhr. Die Zwischenbuchhändler wollen in ihren Systemen (und White Label-Shops) laut Könemann den gesetzlichen Anforderungen nachkommen – eine Sache ärgert sie jedoch: "Deutsche Händler werden wieder einmal benachteiligt." Denn: Für Amazon zum Beispiel gilt diese Regelung nicht; das Unternehmen liefert von Luxemburg aus.

Strukturreform des Börsenvereins

Könemann zufolge stehen die Mitglieder des Ausschusses grundsätzlich positiv zu den Umbauplänen – und das vor allem deshalb, weil die Reform ein bis zwei Jahre Zeit bekommt, man in dieser Erfahrungen mit der neuen Struktur gewinnen und nachjustieren könne. "Es freut uns, dass jetzt nichts übers Knie gebrochen wird und sich trotzdem etwas verändert", so Könemann. Wichtig sei den Ausschussmitgliedern dabei vor allem eines: Dass die Sparten untereinander gut verzahnt bleiben und die Meinungsbildung aus den Gremien heraus in Richtung Vorstand reibungslos läuft.       
 
Rationalisierung bei PoD-Titeln
Buchhändler wird’s freuen: Die anwesenden Vertreter der Barsortimente haben gestern entschieden, ihre Meldenummern für Print-on-Demand(PoD)-Titel zu vereinheitlichen – damit Händler ihren Kunden gegenüber künftig präzisere Angaben machen können, wie lange Produktion und Lieferung dauern.

Frankfurter Buchmesse, Hallenstruktur
Die Frankfurter Buchmesse erhält einen neuen Zuschnitt – Messedirektor Juergen Boos stellte die neue Struktur, die sich mittelbar auch auf die Platzierung der Zwischenbuchhändler und Dienstleister auswirkt, noch einmal persönlich vor. Sie bleiben zwar in Halle 4.0, bekommen aber andere Nachbarn (Aussteller aus Asien). "Schön ist, dass uns unsere Kunden wiederfinden", so Könemann. Alles weitere warte man ab.

Neuer Arbeitskreis Großantiquariate      

Erstmals dabei war der Sitzung in diesem Jahr der Arbeitskreis Großantiquariate, vertreten durch Karl-Otto Binder von Avus Buch & Medien aus Köln. Der Arbeitskreis wurde unlängst neu gegründet, vertritt die Interessen der MA (Modernes Antiquariat)-Lieferanten und ist dem Ausschuss für den Zwischenbuchhandel zugeordnet.

Bisher habe man sich zu wenig in den Verband eingebracht, sagte Binder im Vorfeld der Sitzung gegenüber boersenblatt.net. Das solle nun anders werden. In Kooperation mit den anderen MA-Lieferanten des neuen Arbeitskreises werde man versuchen, "das Moderne Antiquariat aus dem Kellerkindstatus herauszuholen" und dem Sortiment durch gemeinsame Marketing-Aktionen zu zeigen, dass sich das Segment nach wie vor gut eigne, um bei Kunden Profil zu zeigen, so Binder.

Zu den Gründungsmitgliedern des neuen Arbeitskreises Großantiquariate gehören außer Avus Buch & Medien der Buchvertrieb Blank, das Unternehmen Großhandel für Modernes Antiquariat, Jacobs & Jacobs Die Restseller, Panorama Verlag und Großantiquariat sowie der Schröder Bücherservice.