Stroemfeld Verlag

Krawall an der Kreditlinie

16. Oktober 2008
von Börsenblatt
„Wir gehen nicht pleite, wir machen Krawall“, sagt Stroemfeld-Verleger KD Wolf – und wirkt doch müde. Am Tag zwei der Frankfurter Buchmesse sitzt er an seinem Stand in Halle 3.0, atmet durch: So viele Presseanfragen wie jetzt – nach dem Notruf - bekomme er selten. Seine Bank hat sich bei ihm ebenfalls gemeldet: Sie sei zwar beleidigt wegen all der Öffentlichkeit, hätte die Kündigung der Kreditlinie aber nun immerhin auf das Jahresende verschoben, so Wolf.
Warum er so offensiv mit seiner Notlage in die Öffentlichkeit geht? Wolf sah offenbar keine andere Wahl. „Viele wundern sich darüber, manche kritisieren das auch“, erzählt er und betont doch immer wieder: „Ohne Öffentlichkeit und einen Freundeskreis geht es nicht.“ Momentan sehe alles danach aus, als würde er noch einmal die Kurve kriegen - wieder einmal. Der Aufruf zeige erste Erfolge, vor allem Darlehen würden nachgefragt. „Den größten Fehler habe ich gleich zu Anfang gemacht: Man sollte keinen Verlag gründen ohne Geld zu haben.“ Das war 1970. Seine besten Zeiten erlebte der Verlag mit Blick auf die Umsatzzahlen wohl mit Klaus Theweleits „Männerphantasien“, erschienen 1977. „Ein Bestseller“, so KD Wolf. „Aber man kann so etwas nicht planen“ – und für aussichtsreiche amerikanische Lizenzen fehle wiederum das Geld. Ohnehin, meint Wolf: „Bestseller sind nicht unser Weg.“ Dass der Medienrummel an seinem Messestand nun nachlässt, scheint ihm sehr recht: „Keiner wäre wegen des 20. Bandes der Kafka-Ausgabe gekommen“, sagt er enttäuscht. Demonstrativ hat er den Band, mit dem er die Edition nun nach 33 Jahren abschließt, in die oberste Reihe gerückt. Dorthin, wo er auffallen muss. Der Spendenaufruf könnte dem Verlag aus der Krise helfen. Fragt sich nur, für wie lange. Und dann? Andere Verlage holen sich finanzkräftige Gesellschafter an Bord oder lassen sich komplett übernehmen. Wäre das eine Alternative gewesen, gestern wie heute? Wolf nickt. „Ich bin jetzt 65, natürlich hätte ich nichts dagegen – aber bisher hat noch keiner bei uns angeklopft.“