VLB goes Brasil

Das VLB zieht in die Welt

1. September 2016
von Börsenblatt
In einem Joint Venture mit dem Branchenverband Câmara Brasileira do Livro entwickelt die MVB eine einheitliche Metadatenbank für den brasilianischen Buchmarkt: Books in Print Brasil.

Einheitliche Standards für den Umgang mit Metadaten gibt es in Brasilien bisher nicht – was zu einem hohen Aufwand bei der Übermittlung und Aktualisierung der Titelinforma­tionen führt. Viele der etwa 500 Verlage in Brasilien erstellen manuell Excel-­Tabellen, die sie an den Handel verschicken. Buchhändler klagen über den zeitraubenden Import, da die Daten vereinheitlicht und in eigene Datenbank­systeme überführt werden müssen. "Ein wahnsinnig arbeitsintensiver Prozess", meint Tatiane de Jesus Carvalho, Datenmanagerin bei Saraiva, eine der größten Buchhandlungsketten in Brasilien.
Der Personaleinsatz ist enorm: 14 Mitarbeiter kümmern sich bei Saraiva um die Standardisierung und Qualitätssicherung der Metadaten. Zwei Millionen Titel müssen kontinuierlich aktualisiert werden, pro Monat kommen 8.000 Neueinträge hinzu. Vom neuen Books in Print Brasil verspricht sich die Datenexpertin die Einführung von ONIX als einheitlichem Übertragungsstandard sowie schnellere Verarbeitungsprozesse.
Die Idee, mit einer zentralen Metadaten-Plattform für mehr Effizienz im Buchmarkt zu sorgen, hatte der brasilianische Verband Câmara Brasileira do ­Livro (CBL) schon seit längerer Zeit. Nach Prüfung mehrerer Optionen ging der Verband auf die MVB zu. "Als Drehscheibe für Buchdaten ist das VLB seit 45 Jahren im deutschsprachigen Raum etabliert", so CBL-Präsident Luís Antonio Torelli auf der diesjährigen Buchmesse Bienal Internacional do Livro in São Paulo. "Wir freuen uns, dass wir von der Erfahrung des Teams nun auch in Brasilien profitieren können."

Beim Launch-Termin auf der Messe führten Ronald Schild, Geschäftsführer MVB, und Ricardo Costa, Manager bei Books in Print Brasil in São Paulo, durch die Betaversion der Plattform. Die Oberflächen entsprechen weitgehend dem deutschen VLB. Einige Prozesse, Felder und Routinen müssen an die lokalen Begebenheiten angepasst werden – so gibt es in Brasilien keine Preisbindung. "Seit über einem Jahr haben wir uns sehr intensiv in die Spezifika des brasilianischen Markts eingearbeitet. Wir sind fest davon überzeugt, dass Books in Print Brasil große Vorteile für Verlage, Buchhändler und Dienstleister bringt", betonte MVB-Geschäftsführer Ronald Schild gegenüber den etwa 80 Gästen der Präsentation, darunter nahezu alle wichtigen brasilianischen Verlage und Buchhandlungen. Das Projekt wird von der kürzlich gegründeten Unternehmenseinheit MVB Labs von Frankfurt aus geleitet. "Für unsere bisherigen VLB-Kunden wird sich nichts verändern", erklärt Sandra Schüssel, Leiterin bei MVB Labs. "Künftig könnte es für deutschsprachige Verlage jedoch noch einfacher werden, ihre Titel auch in Brasilien bekannt zu machen."

Books in Print Brasil

  • Geschäftsmodell: analog zum VLB – Verlage zahlen eine Meldegebühr, Buchhändler und Dienstleister einen Jahresbeitrag
  • Launch: auf der Buchmesse in São Paulo, die noch bis zum 4. September läuft
  • Die nächsten Schritte: Derzeit entwickelt das Frankfurter Team die Liveversion des Systems. Im ersten Quartal 2017 können brasilianische Verlage ihre Daten automatisiert melden und an Handelspartner ausspielen. Den laufenden Betrieb wird eine Tochtergesellschaft der MVB, die derzeit gegründet wird, in Kooperation mit der Frankfurter Buchmesse übernehmen.
  • www.bipbrasil.com
  • www.facebook.com/ booksinprintbrasil

Stimmen zum Joint Venture

Ronald Schild, Geschäftsführer der Börsenvereinstochter MVB:

"Seit über einem Jahr haben wir uns sehr intensiv in die Spezifika des brasilianischen Markts eingearbeitet."

Alexandre Martins Fontes, Verleger von WMF Martins Fontes und Inhaber mehrerer Buchhandlungen:

"Die brasilianische Buchindustrie braucht dringend eine intelligente und professionelle Lösung wie das VLB."

Breno Lerner, Leiter des Verlags Melhoramentos:

"Wir unterstützen das Projekt Books in Print Brasil mit voller Kraft. Wir glauben, dass das Projekt den brasilianischen Buchmarkt einen großen Schritt voranbringt."