Weltbild zur Krise bei Also Logistics Services

"Wir sind nicht betroffen"

28. Juli 2015
von Börsenblatt
Keine Woche nach der Insolvenz der Filialkette LesensArt erlebt Weltbild den nächsten Sturm - und hält dagegen: "Weltbild ist nicht betroffen“, kommentiert das Unternehmen die Schieflage bei seinem Dienstleister. Trotz der Zahlungsunfähigkeit von Also Logistics Services, der ehemaligen Weltbild-Logistik, laufe das Geschäft weiter. Update: Die Zentrale von Also äußert sich zur Situation in Augsburg.

Weltbild ist von der heutigen Ankündigung, dass der Dienstleister Also Logistics Services zahlungsunfähig ist, offenbar kalt überrascht worden. "Weltbild ist nicht betroffen“, heißt es eilig in einer Pressemitteilung aus Augsburg. „Alle Kunden, die bestellt haben, bekommen ihre Ware ganz normal. Bereits an Weltbild gelieferte Ware von Verlagen und Lieferanten ist sicher", betont Weltbild-Geschäftsführer Patrick Hofmann. "Gehen Sie davon aus, dass die Geschäftsbeziehungen zu unseren Kunden und Lieferanten ganz normal weiterlaufen."

Hofmann: "In diesen Tagen eröffnen wir eine neue Jokers-Filiale in Münster, in Kürze folgt Bochum"

Weltbild und Also Logistics Services arbeiteten zwar zusammen, seien ansonsten - wenn auch unter dem gleichen Konzerndach - getrennte Unternehmen. Der Logistikdienstleister sei dafür zuständig, Bestellungen von Kunden versandfertig zu machen. Die Zustellung an die Endkunden laufe dann jedoch über direkt von Weltbild beauftragte Firmen.

Wie schon in der vergangenen Woche, nach dem Insolvenzantrag der Filialkette LesensArt, geht es Hofmann erneut um Schadensbegrenzung – indem er auf den Status quo bei Weltbild selbst hinweist: Mit der Restrukturierung bewege man sich auf Kurs, so Hofmann. "Wir machen Weltbild fit für die Zukunft und brauchen dafür neben anderem eine effiziente und wettbewerbsfähige Logistik. Wir blicken zufrieden auf ein anspruchsvolles erstes Jahr zurück. Umsatz und Ergebnis liegen auf Plan." In diesen Tagen eröffne man eine neue Jokers-Filiale in Münster, in Kürze folge eine weitere in Bochum.

Update: Also Logistik zur aktuellen Lage in Augsburg 

"Wir haben bereits erhebliche Mittel in Augsburg investiert, mit dem Ziel ein für den süddeutschen Raum relevantes Logistikzentrum zu schaffen", kommentiert eine Sprecherin der Also Holding AG die Entscheidung, die Finanzierung der Also Logistics Services GmbH in Augsburg einzustellen.

Vor neun Monaten aus der Insolvenzmasse von Weltbild herausgelöst, sei das Auftragsvolumen geschrumpft - welche Rolle in diesem Zusammenhang der Verkauf eines großen Teils der Weltbild plus-Filialen an LesensArt spielt, beantwortet die Also Holding nicht. "Die Investition macht nur dann Sinn, wenn man im Markt bestehen kann", heißt es.

Dem Betriebsrat in Augsburg wirft man eine "Blockadehaltung" vor: denn bereits bei der Übernahme habe man 100 von 450 Stellen streichen wollen - wohl vor allem deshalb, um Kosten zu drücken. "Diese Maßnahmen haben sich aber verzögert, was die wirtschaftliche Lage weiter eingetrübt" habe. "Die Geschäftsführung der Also Logistics Services GmbH steht – wenn keine weiteren Finanzierungsmittel zur Verfügung stehen – nunmehr vor der Entscheidung, Insolvenzantrag zu stellen", äußert sich die Holding in Österreich überraschend distanziert.

Eine Insolvenz in Eigenregie muss man sich wohl aber eher so vorstellen, dass in Augsburg der Weg für die monatelang ersehnten Streichungen frei wird - und der Betrieb stärker auf das Geschäft mit Drittanbietern umgemünzt wird. "Wir haben bisher zu unverhältnismäßig hohen Preisen Ware befördert", wird das Geschäftsverhältnis zu Weltbild Retail kommentiert.

Update (II): Nach Auskunft des Amtsgerichts Arnsberg, wo Also Logistics Services als Unternehmen 2014 neu eingetragen wurde, liegt der Insolvenzantrag seit heute Nachmittag vor. Wie erwartet, forciert die Droege-Tochter eine Insolvenz in Eigenverwaltung.

Im Archiv:
Ehemalige Weltbild-Logistik in der Zange: Kommt die nächste Insolvenz?