Serie Geschwister in der Buchbranche

Streit? Ist sehr lange her

4. April 2024
von Sabine van Endert

Seit über 60 Jahren behauptet sich die kleine Buchhandlung an der Paulskirche im Herzen der Frankfurter Innenstadt. Die Geschwister Sabine und Sven Richter über ein langlebiges Familienprojekt.

Sabine und Sven Richter von der Buchhandlung an der Paulskirche, Frankfurt am Main

Sabine und Sven Richter sind Geschwister und führen gemeinsam die Buchhandlung an der Paulskirche in der Innenstadt Frankfurts. Ihr Vater Erich Richter hatte den kleinen Laden mit 40 Quadratmetern Verkaufsfläche an der Ecke zum Kornmarkt 1961 vom Buchclub Deutsche Hausbücherei übernommen. Sabine Richter war da ein Jahr alt, ihr Bruder Sven kam drei Jahre später zur Welt. Sabine Richter hat ihre buchhändlerische Lehre direkt nach dem Abitur beim Vater absolviert, dank abgelegter Ausbildereignungsprüfung hat sie dann wenige Jahre später ihren Bruder in der Buchhandlung an der Paulskirche ausgebildet. Der Vater als Lehrherr, das sei schon schwierig gewesen, sagt sie. "Ich wohnte damals ja noch zu Hause und so wurde mancher Streit mit an den Abendbrottisch genommen." 

Ihr Bruder hat keine schlechten Erinnerungen an die Ausbildungssituation im Team mit Schwester und Vater. Bevor er bei ihnen in die Lehre ging, machte er noch einen kleinen Umweg und studierte ein Semester Elektrotechnik. "Das war aber nichts für mich", meint er im Rückblick. Und seine Schwester erinnert sich: "Als Sven dann auch noch in die Buchhandlung kam, ging für meinen Vater ein Wunsch in Erfüllung." Eine Zäsur war das Ende von Ernst Richters aktiver Buchhändlerzeit. "Ein roter Strich im Terminkalender markierte im Frühjahr 1995 den Tag seines Ausscheidens", erzählt Sabine Richter. Der Vater, 96 Jahre alt, nimmt bis heute Anteil am Geschäftsalltag. Die Tagesumsätze lasse er sich immer noch gern berichten und auch das Börsenblatt lese er regelmäßig, so Sven Richter.  

Seit bald 30 Jahren stehen die Geschwister nun zu zweit im Laden, sechs Tage die Woche. Geht das gut? Als Kinder hätten sie sich schon ganz gern gestritten, aber im Laden? "Das wüsste ich nicht", meint Sven Richter, seine Schwester ergänzt: "Wir besprechen die Dinge." Sie kümmert sich um die Fenster und den Einkauf, er um die Fortsetzungen und die Auslieferung. Er wohnt in Frankfurt und schließt deshalb auf und ab, sie kommt etwas später, bleibt dafür aber an vielen Samstagen länger. Urlaub gibt es für beide nur wenige Tage im Jahr, für einen allein wäre das Geschäft über einen längeren Zeitraum hinweg zu stressig. Sabine Richter hat ein großes Lob für ihren Bruder parat: "Mit meinem Mann würde ich nicht so eng zusammenarbeiten wollen", sagt sie. 

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