Wie neue Organisationsformen die Arbeitswelt revolutionieren

Die Zukunft der Arbeit

5. November 2019
von Börsenblatt

Mitarbeitermotivation, Hierarchien, ja sogar Raumkonzepte: Es gibt derzeit kaum einen Bereich, in dem sich die Arbeitswelt nicht grundlegend wandelt. Das Onlinemagazin "Gründerszene" setzt sich in einem New-Work-Report praxisnah damit auseinander.

Einen Laptop und die richtige Motivation – mehr braucht es heutzutage nicht, um gute Arbeit abzuliefern. Mit dieser These eröffnen der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) und das Onlinemagazin "Gründer­szene" ihren gemeinsamen Report über "New Work".

Auf 125 Seiten (299 Euro, 199 Euro für VDZ-Mitglieder) zeigen "Gründerszene"-Redakteure neben Juristen, Wissenschaftlern, Unternehmern und Coaches in kurzen Aufsätzen, wie neue Organisationsformen jahrhundertelang eingeübte Mechanismen der Arbeitswelt auf den Kopf stellen – selbst, wenn der Begriff "New Work" mittlerweile so inflationär verwendet wird, dass auch normaler gesellschaftlicher Fortschritt darin ungefiltert aufgeht.

Für Unternehmen jedenfalls – nicht nur, aber auch in der Verlags- und Medienwelt – liegt im Wettbewerb um die besten Köpfe eine Chance darin, sich für die vielen Facetten dieses Fortschritts zu öffnen. Zum Beispiel für das Prinzip der Mitarbeiterbeteiligung, das in den USA schon viel verbreiteter ist als in Deutschland. Besitzt ein Angestellter einen Teil des Unternehmens, für das er arbeitet, wird er mit einer anderen Motivation ans Werk gehen, als wenn ihm die Firma nur jeden Monat einen festen Lohn überweist, so der Ansatz. "Der berühmte Start-up-Spirit – bis hin zur Selbstaufgabe – lässt sich nur durch eine gute Kultur und diese Mitarbeiterbeteiligung erreichen", heißt es in dem Report. "Hört auf, euch über das Gehalt zu beschweren – und fragt nach Anteilen!", ruft "Gründerszene"-­Redakteur Caspar Tobias Schlenk den Lesern zu.

Ein anderes Kapitel beschäftigt sich mit dem Dauerproblem der Erreichbarkeit nach Feierabend und der mangelnden Fähigkeit, abzuschalten. Der Report plädiert für einen pragmatischen Umgang. Zunächst sollten Mitarbeiter und Vorgesetzte aber klären, welche Erreichbarkeitserwartungen überhaupt okay sind.

Denn New Work, das bedeutet für viele auch weniger – oder effektivere – Arbeit zugunsten von mehr Freizeit. Ein Redakteur erklärt, warum er seit Langem nur noch vier Tage die Woche arbeitet, welches schlechte Gewissen damit einherging und warum er am Ende aber trotzdem glücklich mit der Entscheidung ist.

Manchmal wollen Berufstätige auch einfach nur aus der täglichen Lohnarbeit ausbrechen. Buchautor Felix Plötz ("Das 4-Stunden-Startup") zeigt in seinem Kapitel, dass immer mehr Menschen neben ihrem Job "die Sehnsucht nach kreativer, selbstbestimmter Arbeit und unternehmerischer Freiheit" ausleben. Sollten sie einen innovativen Arbeitgeber haben, vielleicht sogar als "Intrapreneurship", als Unternehmer im Unternehmen.

Immer wieder gibt der Report in Protokollen und Interviews konkrete Einblicke in Unternehmen, die neue Wege beschreiten. Etwa in das Schuh-Start-up Wildling, das gar keinen klassischen Firmensitz mehr hat, und stattdessen die Homeoffice-Kultur auf besondere Weise fördert. Oder in die beiden Firmen eines Gründerehepaars, das seinen Alltag so perfektioniert hat, dass auch zwei Kinder darin Platz haben.

New Work – das ist letztlich wohl alles, was Unternehmen und Mitarbeiter daraus machen. Für den einen ist es die komplette Abkehr von tayloristischen Prinzipien. Für den anderen ist es schon eine Jogginghose als Arbeitskleidung im Büro. "Ein Dresscode ist etwas für Mitläufer", heißt es im Report. Mehr Individualität schade demnach weder der Produktivität noch dem Ansehen.