Jobprofil Lektor: Daniela Naumann, Jan Thorbecke Verlag

"Wir denken nicht mehr in Büchern, sondern in Produkten"

2. März 2015
Redaktion Börsenblatt
Daniela Naumann kann sich und andere gut strukturieren und organisieren. Das hilft der Lektorin, in der Vielzahl der Projekte, den Überblick zu behalten.

Wer sind Sie und was machen Sie?
Ich heiße Daniela Naumann und bin Lektorin beim Jan Thorbecke Verlag, einem breit aufgestellten Sachbuch- und Ratgeberverlag mit Büchern zur Geschichte, Regionalgeschichte und zur Lebensart rund um die Themen Kochen, Backen, Garten und Selbermachen.

Was ist für Sie im Job unverzichtbar?
Lust, mit vielen verschiedenen Menschen im Gespräch zu sein. Außerdem, viele Dinge gleichzeitig im Kopf und Auge behalten zu können.

Wie sieht eine typische Woche in Ihrem Arbeitsalltag aus?
Eine typische Woche enthält eigentlich alle Aufgaben eines Lektors: Projektideen selbst entwickeln und dann auf Autorensuche gehen, mit Autoren Ideen zu marktfähigen Konzepten weiterentwickeln, mit Lizenzverlagen im Ausland über den Einkauf neuer Bücher verhandeln, Projekte kalkulieren, Honorarverhandlungen führen, Zeitpläne erstellen, Manuskripte bearbeiten, Satzfahnen korrigieren, mit Bildagenturen sprechen …

Ein Fixpunkt in meiner Woche ist die Verlagsrunde am Dienstag zusammen mit Herstellung und Vertrieb. Alle vier Wochen etwa findet dann eine Programmrunde statt, in der neue Projekte und Ideen besprochen werden.

Wie hat sich Ihr Arbeitsalltag in den letzten Jahren verändert?
Eigentlich nicht sehr. Natürlich entwickeln sich Programme weiter, Korrekturen werden häufiger als früher im PDF und nicht mehr auf dem Papier gemacht und anderes. Aber der Schritt, dass Lektoren eben nicht „nur“ für das Manuskripte lesen verantwortlich sind, der ist schon viel früher passiert. Eine Sache ist allerdings in den letzten Jahren dringender geworden: Wir denken eben nicht nur in Büchern, sondern in Produkten, weil der digitale Markt stark gewachsen ist.

Welche Ihrer persönlichen Eigenschaften finden Sie besonders gut, um Ihren Job zu bewerkstelligen?
Ich kann mich und andere gut strukturieren und organisieren. Das hilft, in der Vielzahl der Projekte, die alle gleichzeitig gesteuert werden müssen, den Überblick zu behalten.

Welche Ihrer persönlichen Eigenschaften sind eher hinderlich?
Darüber rede ich eigentlich nicht so gern.

Seit wann machen Sie Ihren Job beim Jan Thorbecke Verlag?
Ich habe im Januar 2007 dort angefangen, zunächst als Volontärin im Lektorat, dann als Lektoratsassistentin, schließlich als Lektorin.

Wie sind Sie zu Ihrem aktuellen Job gekommen?
Beim Jan Thorbecke Verlag war ein Lektoratsvolontariat ausgeschrieben; darauf habe ich mich beworben und die Stelle glücklicherweise bekommen.

Welche Ihrer beruflichen Stationen waren wichtig, um den Job zu bekommen?
Wichtig war sicher das Studium, aber auch die Erfahrungen, die ich in den vergangenen Jobs gesammelt hatte, haben dazu beigetragen. Ich war vorher auch schon als Autorin tätig, aber das hat wohl weniger Relevanz gehabt. In einer Behörde war ich aber auch schon zusammen mit der Herausgeberin für eine umfangreiche Publikation mit vielen Autoren verantwortlich und konnte so wertvolle Erfahrungen in der Steuerung einer komplexen Buchproduktion sammeln.

Welche Ausbildung/welches Studium haben Sie gemacht?
Ich habe Kunstgeschichte und Biologie mit Magisterabschluss studiert, habe aber auch ein ingenieurwissenschaftliches Vordiplom.

War Ihre Ausbildung nötig, um Ihren jetzigen Job zu machen?
Ja, auf jeden Fall. Vor allen für die Programmschwerpunkte Geschichte und Landeskunde halte ich ein geisteswissenschaftliches Studium für sehr wichtig.

Was treibt Sie an, jeden Morgen aufzustehen und zur Arbeit zu gehen?
Meine Arbeit macht mir einfach großen Spaß. Die verschiedenen Projekte sind sehr unterschiedlich und nie langweilig. Außerdem haben wir ein tolles Team und großen Gestaltungsspielraum in der Organisation unserer Arbeit. Dieses eigenverantwortliche Arbeiten schätze ich sehr.

Welche Aspekte Ihres Jobs machen Sie (un)zufrieden?
Wie eben schon gesagt, macht mich die Möglichkeit, meine Projekte eigenverantwortlich zu bearbeiten, sehr zufrieden. Außerdem ist es toll, am Ende eines Projekts relativ zeitnah ein fertiges Produkt in den Händen zu halten. Man kann die Früchte seiner Arbeit also richtig sehen und anfassen – meist natürlich nicht ausgiebig genießen, weil man schon wieder mitten in den nächsten spannenden Projekten steckt.