Interview mit Eva Manstorfer, Studentin an der HdM Stuttgart

Für Veränderungen ist es nie zu spät

2. März 2015
Redaktion Börsenblatt
Die Verlagsbranche befindet sich derzeit im Umbruch und ist daher auf gut ausgebildeten Nachwuchs angewiesen. Benötigt werden vor allem Kreativität und der Wunsch, sich neuen Herausforderungen zu stellen. Eine Beschreibung, die auf die Kandidatin, die ich Ihnen hier vorstellen möchte, gut zutrifft.

Guten Tag Frau Manstorfer. Fangen wir am besten mit einer kleinen Vorstellung an. Wer sind Sie?

Mein Name ist Eva Manstorfer und ich bin inzwischen 46 Jahre alt. Nachdem ich viele Jahre im Gesundheitswesen gearbeitet habe, entschloss ich mich vor ein paar Jahren zu einer beruflichen Neuorientierung. Daher studiere ich nun bereits im sechsten Semester an der Hochschule der Medien den Studiengang Mediapublishing und wechsele somit komplett die Branche.

Vom Gesundheitswesen in die Medienbranche … das ist ein ziemlich drastischer Schnitt, und mit umfassenden Veränderungen und Risiken verbunden. Wie kam es zu dieser mutigen Entscheidung?

Ich wollte etwas Kreatives tun und mich mit Büchern beschäftigen, am Herstellungsprozess beteiligt sein, etwas entstehen lassen, das allen Beteiligten Freude bereitet. Im Rahmen meiner Neuorientierung hätte ich mir zwar auch gut vorstellen können, als Bibliothekarin Bücher zu bewahren und zu pflegen. Aber ich habe mich für den Studiengang Mediapublishing entschieden, da die Inhalte des Verlagsstudiengangs sehr breit gefächert sind. Es wird ein vielfältiges Grundlagenwissen vermittelt. Dadurch fühle ich mich für alle Herausforderungen gerüstet, sowohl für die digitale Entwicklung wie auch den klassischen Bereich der Printproduktion.

Ich höre heraus, dass Ihr Beruf nicht mehr Ihren Erwartungen entsprach. War das der einzige Grund oder gab es noch andere Faktoren, die Sie dazu bewogen haben, komplett die Richtung zu wechseln?

Ich konnte mich mit der gegenwärtigen Entwicklung im Gesundheitswesen nicht mehr identifizieren. Daher stand nach reiflicher Überlegung mein Entschluss fest, dieser Branche den Rücken zu kehren und eine Umschulung in Angriff zu nehmen.

Sie hatten erwähnt, sich sowohl für die Arbeit im traditionellen Printbereich wie auch im noch im Aufbau befindlichen Digitalbereich gewappnet zu fühlen. Welche Präferenz haben Sie?

Nach wie vor tendiere ich mehr zum Printbereich, da ich davon ausgehe, dass das gedruckte Buch nicht ganz verschwinden wird, wohingegen die digitale Komponente noch dabei ist, ihren Platz zu finden. Ich denke, mit einer vernetzten Anwendung gerade in crossmedialer Hinsicht kann es eine neue, stabile Struktur in dieser Branche geben. Ich bin gespannt, wie sich das entwickeln wird und gehe aufgeschlossen mit dem Wandel.

Haben Sie bisher Erfahrungen gesammelt, die diese Einschätzung bestätigen?

Während des Studiums haben meine Kommilitonen und ich schon an unterschiedlichen Projekten mitgewirkt. Darunter waren unter anderem die Analyse des Internetauftrittes eines Kinderbuchverlages mit anschließender Erstellung eines Imagefilmes, die Mini-Produktion eines Hörspieles und die Entwicklung einer innovativen Geschäftsidee für die Initiative protoTYPE des Börsenvereins. Darüber hinaus absolvierte ich im letzten Studienhalbjahr ein Praxissemester in der Herstellungsabteilung des Kosmos-Verlages in Stuttgart. Weitere Erfahrungen machte ich vor dem Start des Studiums, denn ich bin Mitautorin zweier Anthologien, die im Verlag Art of Arts herauskamen, einem kleinen unabhängigen Verlag, der Debüt-Autoren unterstützt. Aufgrund dieser Erfahrungen denke ich, dass die digitale Seite nicht in Konkurrenz zu Print steht.

Welche Aufgaben haben Sie während Ihres Praxissemesters übernommen?

Der Kosmos-Verlag verlegt Ratgeber, Experimentierkästen, Spiele und Kinder- und Jugendliteratur. Ich habe unter anderem in Absprache mit der Rechteabteilung den aktuellen Lizenzkatalog erstellt, für Nachdrucke die Impressen aktualisiert und erforderliche Korrekturen am Inhalt getätigt. Außerdem betreute ich das Management der E-Book-Konvertierung einiger Ratgeber. Ebenso durfte ich für eine Pseudonovität die Erweiterung um 25 Seiten neu setzen und für den Druck vorbereiten.

Welche Erwartungen haben Sie in Bezug auf Ihre berufliche Zukunft?

Ich stelle mir vor, dass ich mit meiner Lebenserfahrung, meiner Flexibilität und dem Mut, neuen Herausforderungen zu begegnen, einen spannenden und vielseitigen Arbeitsplatz finde. Dies könnte in der Herstellung sein, mit Textverarbeitung oder der Druckproduktion zu tun haben, aber auch die neuen Medien miteinbeziehen. Ich bin offen für neue berufliche Wege.

Kurzvita Eva Manstorfer

Eva Manstorfer, geboren 1967 in Kelheim, Niederbayern, hat sich im Rahmen einer beruflichen Neuorientierung 2011 entschlossen, ein Studium der Verlagswirtschaft zu beginnen. Sie studiert den Studiengang Mediapublishing an der Hochschule der Medien in Stuttgart und bereitet sich auf einen Start in die neue Branche vor. Fasziniert von der professionellen Vielfalt in der Buchwelt möchte sie nun aktiv Content bearbeiten. Praktische Erfahrungen lieferten das Praxissemester in der Herstellung sowie mehrere studentische Projekte und private Autorentätigkeit. Nach Abschluss ihrer primären Berufsausbildung 1988 in München arbeitete sie bis 2010 am Universitätsspital Basel als Pflegefachfrau.

Das Interview führte Natalie Wedig, ebenfalls Studentin an der HdM.

Dieses Interview ist eine Praxisübung der Lehrveranstaltung "Redaktionspraxis und Produktentwicklung", die im Sommersemester 2014 in Kooperation der HdM mit dem Börsenblatt durchgeführt wird.