Antiquariat

Replik der GIAQ auf Uwe Turszynski

16. Februar 2016
von Börsenblatt
Am 11. Februar wurde an dieser Stelle ein Interview mit dem Münchner Antiquar Uwe Turszynski veröffentlicht. Heute erreicht die Redaktion dazu eine Stellungnahme der Genossenschaft der Internet-Antiquare (GIAQ).

Das Interview mit Uwe Turszynski, Mitglied des Verbands Deutscher Antiquare und kürzlich als Aussteller auf der Stuttgarter Antiquariatsmesse vertreten, findet sich hier. Darin äußert Turszynski unter anderem Kritik an der GIAQ und spricht über technische Probleme mit der genossenschaftlichen Verkaufsplattform Antiquariat.de. Ein Kernzitat Turszynskis aus dem Interview lautet: "Die GIAQ hat ja seit 2005 versucht, eine Alternative aufzubauen, da wurde mit viel Glaube, Liebe, Hoffnung herangegangen. Nach dieser langen Zeit greift allerdings der Welpenschutz nicht mehr. Die Resultate sind in meinen Augen ernüchternd, wofür es viele nachvollziehbare Gründe gibt. Letztendlich sehe ich diesen Versuch aber als weitgehend gescheitert an, eine Relevanz für unsere Branche war noch nie vorhanden und ist auch in den nächsten Jahren schwer vorstellbar. Die [...] Probleme mit der hauseigenen Datenbank Antiquariat.de, Kerngeschäft der Genossenschaft, legen beredtes Zeugnis zu den Problemen ab."

Die Redaktion bringt hier die heute als Reaktion auf das Interview eingegangene Stellungnahme des Vorstands der GIAQ in vollem Wortlaut, was angesichts der Bedeutung der behandelten Themen nur angemessen erscheint:

"Das Interview von Dr. Björn Biester mit Uwe Turszynski (Börsenblatt.net. Antiquariat 11. Februar 2016) enthält Tatsachenbehauptungen und Verallgemeinerungen, die uns befremdlich erscheinen, weil Kollege Turszynski nach einem ausführlichen und aufklärenden Gespräch mit GIAQ-Vorstand Dr. Peter Rudolf auf der Stuttgarter Messe seine Aussagen über antiquariat.de durchaus hätte differenzieren können.

Der Serverumzug von antiquariat.de ist nicht mißlungen, denn unser System läuft seit zwei Monaten am neuen Ort. Über die zeitweiligen Störungen als Folge der neuen Serverarchitektur wurden unsere Teilnehmer mehrfach informiert, seine wesentliche Aufgabe als Verkaufsplattform erfüllte antiquariat.de nahezu ungestört, die Umsatzzahlen sind im Vergleich zum Vorjahr sogar um zweistellige Prozente gestiegen.

Auch daß wir als Kleinstunternehmen keine unbegrenzten personellen IT-Ressourcen haben, hatte Kollege Turszynski zur Kenntnis genommen. So mußten die Störstellen sukzessive beseitigt werden, und auch der letzte Wermutstropfen, das nur nächtliche Update, wird wieder in jenen ultraschnellen Zustand versetzt, durch den unsere Teilnehmer im Vergleich zu anderen Plattformen nahezu verwöhnt waren.

Mit unserer neuen Serverkonstruktion haben wir eine stabile Basis für die anstehenden Erweiterungen und Erneuerungen unseres in die Jahre gekommenen Softwaresystems. Wir bedanken uns an dieser Stelle bei unseren Teilnehmern, die die unerfreulichen Nebenerscheinungen mit respektvoller Geduld ertragen haben. Ein Grundrauschen an supportbedürftigen Problemen besteht immer, das hat weder etwas mit einem Serverumzug zu tun und auch nicht zwingend mit Softwareproblemen seitens antiquariat.de. Fehlermöglichkeiten gibt es in allen Systemen und bei allen Beteiligten.

Interessanter als technische Problembehebung dürften die Konzepte sein, die Kollege Turszynski darlegt, und wir stimmen vollkommen mit ihm überein, daß die Präferierung der eigenen Homepage und der damit verbundenen Individualisierung anzustreben ist. Das steht ja bereits seit zehn Jahren in der Selbstdarstellung auf www.giaq.de. Mehr noch ist dort beschrieben, daß auch die Vernetzung der Händlerhomepages ein wesentlicher Beitrag sein kann, monopolistischen Plattformen ein Gegengewicht zu setzen. Diese Vernetzung ist für die Shoplinks von antiquariat.de bereits seit langem optional einstellbar und wird als Konzept unseres Wissens von keiner anderen Plattform unterstützt. Warum auch?

Wir möchten Kollegen Turszynski auch insofern korrigieren, als unser Shoplink nicht nur kostengünstig ist, sondern kostenlos – es werden keine Verkaufsprovisionen verlangt. Die Kritik an der Datenaktualität für die Homepage ist unverständlich, liegt es doch allein an Kollegen Turszynski, wann er welchen Plattformen seine Daten zur Verfügung stellt. Es klingt grotesk, den momentan vorliegenden Zeitversatz bei antiquariat.de einer Art Wettbewerb 'wer verkauft zuerst' auszusetzen, wenn man ohne Not seine Homepagedaten beliebig lange vorzeitig hochladen kann. Zumindest würde man dies von einem Kaufmann annehmen, der die Wichtigkeit seiner Homepage so ausdrücklich betont und durch diese Maßnahme sogar Verkaufsprovisionen spart. Macht es denn überhaupt einen Sinn, öffentlich Mängel seiner eigenen Homepage zu bekunden?

'… nicht mehr in wirtschaftlicher Abhängigkeit zu stehen' beschreibt Kollege Turszynski nach der ZVAB/Abebooks-Umstellung als das Hauptziel der Branche. Messen, Kataloge und Homepages sollen verstärkt werden, der Verband Deutscher Antiquare soll lediglich der Stärkung der Stuttgarter Messe und der Branchenpolitik dienen. Dieses Füllhorn an Maßnahmen und Innovation bleibt zur Hälfte noch limitiert auf die Verbandsmitglieder. Die GIAQ als definitiv einzige Organisation, die handfeste Lösungen und Konzepte für Homepages und – zunächst – (Gemeinschafts)kataloge organisationsübergreifend umgesetzt hat und bereit ist, diese Schiene weiterzuentwickeln, erklärt er für gescheitert. Warum? Weil die Server einige Stunden nicht erreichbar waren und er es nicht auf die Reihe bekommen hat, mit geringstem Aufwand der Aktualität seiner Homepage den Vorzug zu geben.

Um 'Welpenschutz' hat die GIAQ nie gebeten, sondern um aktive Unterstützung eines Projektes, das auf bescheidenem Niveau seit vielen Jahren sattelfest geworden ist, für jeden Händler Mehrwert erbringen kann und ansonsten doch eigentlich keinem schadet, oder? Weshalb diese Lust an Diskreditierung? Weder die Grundideen sind veraltet noch fehlt es an innovativen Vorhaben. Die eigentlichen Probleme lassen sich genau bezeichnen, wobei nicht 'ehrenamtlich' als hinderliches Adjektiv dienen müßte sondern 'nebenberuflich'. Doch per Definition gilt Leistung = Arbeit/Zeiteinheit – unter diesem Gesichtspunkt wurde eine Leistung erbracht, mit der sich in diesem Geschäftsfeld bisher keine andere Antiquariatsorganisation messen kann. Es steht nicht der GIAQ frei, aus allem Vorhandenen etwas zu machen, sondern den Antiquaren.

'Weitgehend gescheitert' erscheint uns ein Interview, das im Ergebnis weder eine stichhaltige Analyse liefert noch greifbare Perspektiven aufzeigt. Und bei allem Respekt, wie sehr hätten wir uns nach der Stuttgarter und Ludwigsburger Messe ein Interview mit einem der Hoffnungsträger des Antiquariatsbuchhandels gewünscht: Sibylle Wieduwilt, frischgebackene Vorsitzende des VDA – ladies first!

Der Vorstand der GIAQ eG
Dr. Peter Rudolf
Christoph Schäfer (Mitglied im VDA)
Detlef Stechern (Mitglied im VDA)
Hermann Wiedenroth (Mitglied im VDA)"