Deutsche Nationalbibliothek erwirbt Sigmund Neumann-Nachlass

Mit dem Ankauf des Nachlasses von Sigmund Neumann für das Deutsche Exilarchiv 1933 - 1945 der Deutschen Nationalbibliothek wird der sozial- und politikwissenschaftlichen Forschung wichtiges Quellmaterial zugänglich gemacht. Der 1904 in Leipzig geborene Neumann, der Deutschland nach der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 verlassen musste, war nach 1945 am Aufbau der Politikwissenschaft in der jungen Bundesrepublik beteiligt und lehrte an der Universität in München und der Freien Universität Berlin. Zahlreiche Typoskripte und Belegexemplare, Notiz- und Tagebücher sowie umfangreiche Korrespondenzen, darunter Briefe von Theodor Heuss, Golo Mann, Erwin Panofsky und Otto Suhr dokumentieren Neumanns wissenschaftliches Schaffen und seine Biografie. Neumanns Nachlass war zuletzt im Besitz seiner in den USA lebenden Tochter Eva Jane Fridman. Der Ankauf durch die Deutsche Nationalbibliothek wurde durch die Kooperation mit dem emeritierten Germanisten John M. Spalek, Albany, möglich. Spalek ist als Hauptherausgeber der Reihe "Deutschsprachige Exilliteratur seit 1933" und des Verzeichnisses der Nachlässe der deutschsprachigen Emigration in den USA ausgewiesener Fachmann des deutschen Exils. Gefördert durch die Gemeinnützige Hertie-Stiftung, die Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur und die Robert Bosch Stiftung stellt Spalek die Verbindung zu Emigranten und deren Nachkommen her und vermittelt den Erwerb von Nachlässen durch das Deutsche Exilarchiv 1933 - 1945. Neumann lehrte vor seiner Emigration an der Deutschen Hochschule für Politik in Berlin. 1932 erschien seine Studie über die Parteien der Weimarer Republik unter dem Titel "Die deutschen Parteien. Wesen und Wandel nach dem Krieg". 1933 emigrierte er zunächst nach England, wo er am "Royal Institute of International Affairs" in London tätig war. 1934 übersiedelte er in die USA. Er lehrte in Middletown in Connecticut an der Wesleyan University Soziologie und hatte seit 1944 einen Lehrstuhl für Sozialwissenschaften inne. Als Gastprofessor lehrte er an den Universitäten von Yale, Harvard, der Columbia University sowie an der University of Michigan. Im Oktober 1962 ist Sigmund Neumann in Middletown, Conn., verstorben.