In seinem bekannten und oftmals informativen Weblog ARCHIVALIA (in dem auch VTO bzw. libreka! häufiger behandelt werden) überschreibt Klaus Graf einen schlicht einkopierten Eintrag aus dem aktuellen Versteigerungskatalog eines renommierten Münchener Auktionshauses mit Süddeutsche Klosterbibliotheken geplündert. Hintergrund: Angeboten wird bei Zisska & Schauer im November als Katalognummer 1.881 eine umfangreiche Sammlung theologischer und philosophischer Literatur des 16. bis 19. Jahrhunderts, überwiegend aus Deutschland und Frankreich, die meisten Werke in sehr dekorativen zeitgenössischen Einbänden. Es handelt sich insgesamt um circa 480 Einzelbände, einige der mehrbändigen Werke sind inkomplett, was ihren Wert natürlich stark mindert.
Klaus Grafs Polemik, hier seien süddeutsche Klosterbibliotheken geplündert worden (von wem eigentlich? vom Einlieferer der Sammlung? vom Auktionator?), bezieht sich allein auf einen allgemeinen Satz der Zisska-Katalogbeschreibung: Viele der Werke stammen aus süddeutschen Klosterbibliotheken und aus Einsiedeln in der Schweiz, einige auch aus der umfangreichen, einst bekannten Sammlung Joseph Noltes, der 18351838 Pfarrer von Wingerode im Eichsfeld war. Weitere Angaben liegen nicht vor, und der Vorgang ist angesichts der Aufhebung zahlreicher Klosterbibliotheken zu Beginn des 19. Jahrhunderts weder ungewöhnlich noch irgendwie anrüchig. Was trägt die von Klaus Graf gewählte Überschrift also aus? Ich meine: gar nichts. Im Gegenteil, es ist bloß eine sinnleere Provokation, die nicht die Buchkultur oder die offene Diskussion über wichtige Fragen befördert was wünschenswert wäre sondern nur verwirrt und Zwietracht sät.
Björn Biester