future!publish in Berlin: Herausforderungen und Chancen nachhaltigen Publizierens

Nachhaltigkeit schließt Innovation nicht aus

31. Januar 2020
von Börsenblatt
Die fünfte future!publish in Berlin setzt auch dieses Jahr wichtige innovative Impulse für die Buchbranche. Den Auftakt macht Luisa Neubauer, diesjährige Keynotespeakerin und bekannte deutsche "Fridays for Future"-Aktivistin, die ganz klare Forderungen an die Buchbranche stellt: "schont eure Ressourcen, startet jetzt und seid zukunftsfähig, findet eure Experten und hört sie an". 

Neben der gelebten Nachhaltigkeit in der Branche selbst, sieht Luisa Neubauer in der Buchbranche die Chance Wissen zu vermitteln. Die Buchbranche könne Menschen und wichtigen Themen eine Stimme beziehungsweise eine Plattform geben. Daher sei es kaum verwunderlich, dass in den Frühjahrsprogrammen der Verlage auch vermehrt Bücher zum Thema Klima und Nachhaltigkeit auftauchen. Neubauer fordert die Branche auf, aufzuwachen und Nachhaltigkeit aktiv zu leben.

Anke Oxenfarth vom Oekom Verlag aus München zeigte, dass dies nicht nur Zukunftsmusik ist, sondern konkret schon in einigen Verlagen praktiziert wird. Durch den Verzicht des Einschweißens aller Publikationen spare der Verlag bis zu 500 kg Plastikmüll ein, so Oxenfarth. Eine reduzierte Auflage und Print on demand Verfahren vermeiden die Verschwendung einer für Printmedien wichtigen Ressource: dem Papier. Speziell in der Papierherstellung, dem Druckprozess und im Vertrieb liege die Chance, Nachhaltigkeit in den Verlag zu bringen. So könne Frischfaserpapier mit seinem hohen Energieverbrauch in der Herstellung durch Recyclingpapier ersetzt werden, der Vertrieb nachhaltiger gestaltet und Druckfarben sorgsam ausgewählt werden. Denn auch Druckfarben können durch die Emissionen von Lösemitteln in die Luft, das Wasser und den Boden klimaschädigend sein. Oxenfarth betont: „Nachhaltigkeit ist eine der größten Herausforderungen der Zukunft für die Verlagsbranche“.

Dabei kann Nachhaltigkeit auch eine Chance darstellen, zukunftsweisende Innovationen und auch neue spannende Marketinginstrumente zu entdecken. Wichtig ist dabei nicht nur die Sensibilisierung im eigenen Unternehmen, sondern auch die Sensibilisierung der Kunden. Neben wissenschaftlichen Titeln zum Thema Nachhaltigkeit, müsse es auch leicht verständliche Bücher geben, die den Kunden die Thematik näher bringen, so Oxenfarth. Außerdem müssten Kunden über nachhaltiges Publizieren aufgeklärt werden, nachhaltige oder ökologische Label müssten erklärt und etabliert werden, damit die Bereitschaft der Kunden einen höheren Ladenpreis zu zahlen, gefördert werde. Oxenfarth betonte, dass dies nur erreicht werden könne, "wenn wirklich die gesamte Buchbranche zusammen daran arbeitet, nachhaltige Standards zu entwickeln, zu etablieren und zu halten". 

Anja Bernshausen ist Auszubildende bei MVB und studiert neben der Ausbildung zur Medienkauffrau für Digital und Print Publishing und Mediamanagement. 

Die future!publish findet noch bis heute Abend in Berlin statt. Hier geht es zum Programm!