Online-Buchhandel

Antiquarischer Buchhandel Online e. V.: ein Gespräch mit Wolfgang Höfs

13. Februar 2008
Redaktion Börsenblatt
Seit einigen Wochen wirbt der neu gegründete Antiquariatsverband ABOEV um Mitglieder. Ein Gespräch mit dem Vorsitzenden Wolfgang Höfs, Antiquar in Dortmund.
Herr Höfs, brauchen die Antiquare eine weitere Interessenvertretung? Eine gute Frage, ich glaube, ja. Das Internet hat die bestehenden Strukturen stark verändert. Von allen Seiten drängen Neueinsteiger auf den Markt, die Art und Weise des Handelns hat eine neue Qualität bekommen. Diese Entwicklung verlangt nach Lösungen, die bisher von den bestehenden Verbänden nicht angeboten wurden. Was sind aus Ihrer Sicht die Kennzeichen dieser "neuen Qualität"? Die neue Qualität besteht zum Beispiel darin, dass Kundenbindung und Kundenkontakt durch das Internet für den Händler verloren gegangen sind – beziehungsweise von externen Dienstleistern unter ganz anderen Prämissen gepflegt werden. Der Wettbewerb um den einzelnen Titel ersetzt das Gesamtangebot 'Antiquariat’. Das birgt erhebliche Schwierigkeiten für den einzelnen Händler, besonders in seiner Ankaufs- und Bestandspolitik; aber eine Interessenvertretung der Betroffenen muss auch auf die äußeren Bedingungen eingehen, hier insbesondere auf die rechtlichen Rahmenbedingungen, mit denen Antiquare heute umzugehen haben. Der ABOEV unterstützt die neue Initiative Antiquariatsrecht. Liegt demnach das konkrete Angebot, das den Mitgliedern gemacht wird, hauptsächlich in der juristischen Hilfestellung? Der Rechtsbereich ist ein Gebiet mit großem Handlungsbedarf; und mit der Initiative Antiquariatsrecht kann die Situation der Antiquare in Bezug auf die Tücken des Wettbewerbsrechts kurzfristig und trotzdem nachhaltig verbessert werden. Langfristig haben wir aber weitaus mehr vor. Wir müssen gegenüber unseren Absatzmittlern, den Online-Plattformen, eine Kommunikation aufbauen. Hier sehe ich sehr viel Handlungsbedarf, sei es in der Präsentation der gelisteten Unternehmen und des Gesamtangebots, in technischen Detailfragen wie z. B. einer Adressverifikation bei der Übermittlung von Kundendaten, in der Durchführung gemeinsamer Werbeaktionen und PR-Arbeit für die gesamte Branche, aber auch im Umgang mit "Privatanbietern". Das sind wichtige, aber auch anspruchsvolle Ziele. Wie will der ABOEV das konkret angehen? Wir sind ja nun ein sehr junger Verband und befinden uns eigentlich erst einmal in der organisatorischen Aufbauphase. Ohne den weiteren Wünschen unserer Mitglieder vorzugreifen, möchte ich hier einige Themen nennen. Es wird in Zukunft im ABOEV plattformbezogene Arbeitsgruppen geben, in denen die Stärken und Schwächen der einzelnen Plattformen diskutiert und für bestehende Probleme Lösungsansätze erarbeitet werden. Diese werden wir den jeweiligen Plattformen zur Diskussion anbieten. Wir müssen einfach weg vom bisherigen unbefriedigenden Agieren und Reagieren; wir brauchen Gespräche auf der Basis der gemeinsamen Zielsetzung, nämlich Bücher an Kunden zu verkaufen. Weiterhin ist ein Panel in Arbeit, mit dem wir für unsere Mitglieder und andere Kollegen die Zufriedenheit mit unseren Absatzmittlern ermitteln. Welche Absatzmittler werden konkret einbezogen? Werden die Ergebnisse veröffentlicht? Einbezogen werden alle relevanten deutschsprachigen Plattformen. Die Ergebnisse werden quartalsweise auf der ABOEV-Homepage veröffentlicht. Ich rechne damit, dass wir zum dritten Quartal 2008 starten können. Sicher zuerst mit einem beschränkten Fragenkatalog, der jedoch bei Bedarf erweitert werden kann. Wie viele Mitglieder hat der ABOEV gegenwärtig? Wie ist die Resonanz? Zurzeit haben wir etwas über 60 Mitglieder, und ich hoffe, dass diese bald in der Mitgliederverwaltung erfasst sind. Aus welchen Bereichen kommen die Mitglieder? Gibt es Überschneidungen zu den bereits bestehenden Organisationen für Antiquare? Unsere Mitglieder kommen aus allen Branchenbereichen, insbesondere aber aus der Gruppe derer, die in den letzten Jahren den Schritt vom Ladengeschäft zum Versandantiquariat getan haben. Zu den bestehenden Verbänden gibt es in den Mitgliedschaften bei einigen Kollegen Überschneidungen, wobei der ABOEV ja nur einen Aspekt der Verbandsarbeit abdecken kann, nämlich den Vertrieb über das Internet. Somit sind wir eher eine Ergänzung der bestehenden Angebote und setzen hier in Zukunft auch auf eine kooperative Zusammenarbeit zwischen den Interessenvertretungen. Zum Schluss eine Aussprache-Frage: "Aböff" oder "Abo e. V."? Es gibt hier sicher zwei Fraktionen, die ABÖFF (zu der ich mich zähle) und die ABO e. V. Wir haben da noch keine genaue Sprachregelung. Die Fragen stellte Björn Biester.