Der Vorsitzende des Verbands, Götz Grauert, sprach beim Branchentreffen im Berliner Hilton Hotel von einem äußerst schwierigen Jahr für die Branche mit einem Umsatzrückgang von 4, 5 Prozent auf 345 Millionen Euro (2006: 377 Millionen Euro). Die Zahl der Mitglieder ist um acht auf 45 geschrumpft (Stand: Dezember 2007). Zurückzuführen sei dies vor allem auf allgemeine wirtschaftliche und strukturelle Probleme. Aber auch Änderungen bei der Gewerbesteuer und steigende Mieten sorgten für eine negative Ertragslage.
Grauert wies auf das breite Angebot an Presseerzeugnissen hin, dass durch die Direktbelieferung möglich wird. Die Direktbelieferung gerät jedoch zunehmend in Gefahr, wenn die Rahmenbedingungen der Bahn nicht stimmen, so Grauert, der nicht von einer Verbesserung der Umsätze in diesem Jahr 2008 ausgeht. Auch durch die Fußball-Europameisterschaft und die Olympischen Spiele sei kein Wachstum zu erwarten. Das Konzept der Bahnhofsbuchhändler müsse lauten: Etablierung eines klaren Profils, erlebnisorientierte Medienwelten und eine breitere Angebotspalette, die auf die veränderte Mediennutzung der Kunden eingeht.
Bereits am gestrigen Montag haben sich die angebotenen Workshops mit den gewandelten Bedürfnissen der Kunden beschäftigt. Gut geschultes Personal steht nach wie vor im Fokus der Verbandsbemühungen. So wurde in Zusammenarbeit mit der Zeit kürzlich die DVD Erfolgreich verkaufen im Bahnhofsbuchhandel entstanden, die allen Mitgliedern zur Verfügung gestellt werden soll.
Auch Matthias Schmolz, Verlagsleitung Spiegel-Verlag und Sprecher Pressmarkt Vertrieb im VDZ, sprach davon, dass der Kampf um neue Leser und Käufer härter geworden sei. Durch steigende Kundenströme werde der Bahnhofsbuchhandel weiter an Bedeutung gewinnen, jedoch müsse die Präsentation des Sortiments verbessert werden.
Über Chancen und Risiken des Handels auf Bahnhöfen sprach Andreas Knie, Geschäftsführer des Innovationszentrums für Mobilität und gesellschaftlichen Wandel. In seinen Thesen für den Zeitraum bis 2030 wies er auf den schrumpfenden Verkehrsmarkt hin, bei dem die Älteren als einzige wachsende Bevölkerungsgruppe drastisch an Bedeutung gewinne: Nur wenn die Best Ager in großer Anzahl als Kunden gewonnen werden können, hat der Bahnhofsbuchhandel eine Chance. Knie sieht jedoch auch ein Problem: Entgegen der Annahme, das Menschen zunehmenden Alter auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen, benutzen diese immer mehr das Auto. Die Automobilindustrie gehe immer mehr auf die Bedürfnisse älterer Menschen ein, während sich Senioren am neuen Berliner Hauptbahnhof kaum zurecht finden würden.
Horst Mutsch, Leiter DB Geschäftseinheit Vermietung, erläuterte in seinem Vortrag, dass es den optimalen Branchenmix im Bahnhof so nicht gibt. Wichtig sei eine individuelle Gestaltung entsprechend der Umfeldfaktoren und der Standortsituation, etwa Zielgruppe und Frequenz sowie Größe der nutzbaren Fläche. Die Kundenströme im Bahnhof seien vorhanden, die Leute würden aber nicht optimal erreicht. Anhand von Beispielen anderer im Bahnhof vertretener Marken zeigte Mutsch auf, wie wichtig die Anpassung an veränderte Kundenbedürfnisse ist. McDonalds etwa habe sich mit seinem Konzept McCafé neu erfunden und ziehe dadurch auch Best Ager an. Diese Kaffeehausatmosphäre könnte auch für den Bahnhofsbuchhandel eine strategische Option sein. Wichtig sei außerdem ein ansprechendes Design etwa durch mediterrane Farben. In Göttingen, Köthen und Friedberg etwa sei allein durch eine verbesserte Außen- und Innengestaltung eine Umsatzsteigerung erreicht worden.
Wichtig sei es, ausgetretene Pfade zu verlassen und zu analysieren, ob das eigene Ladenkonzept noch angemessen ist. Sie haben die Potenziale, die BH bieten, noch nicht ausgeschöpft. Es gibt noch viel zu tun, so Mutschs Appell an die Bahnhofsbuchhändler, die das Brachentreffen am Mittwoch mit der internen Mitgliederversammlung fortsetzen.