Selbst der Wettergott scheint ein Büchernarr zu sein! Pünktlich um elf hatte sich die 4c der Lessingschule bei strahlendem Sonnenschein an der LeseLust-Skulptur der Bremer Bürgerschaft versammelt, den in Bücher versunkenen vier Stadtmusikanten. Gemeinsam mit ihrem Klassenlehrer Dierk Halle, der Vorlesegroßmutter Heidi Klingenberg und der Autorin Truxi Knierim vom Literaturkontor lauschten die Kinder einer Geschichte, die von Ulrike Hövelmann, der Initiatorin der LeseLust, vorgelesen wurde.
Und nun werden sie mit ihrem Bollerwagen voller Give Aways und Büchern von Station zu Station ziehen, wo weitere Geschichten auf sie warten und auf die Passanten, die sich zu ihnen gesellen werden. Die Schüler der Leseschule sind wahre Leseratten. Hoch im Kurs stehen Abenteuerbücher. Die drei Fragezeichen, wie Alissa und Rosa einmündig verraten, bevor sie den Marktplatz überqueren.
Steigende Besucherzahlen
Im Herzen der Innenstadt mischen sich Touristen und Einheimische, auffällig viele Damen tragen eine rote Rose in der Hand. Von Mittag bis Abend schwärmen sie aus, die zehn jungen Botschafter des Instituto Cervantes. Die Rose ist auch in Bremen Tradition geworden. Wenn die Leute uns sehen, wissen sie: Heute ist der Welttag des Buches, freut sich Marina Macaro vom Instituto, auf dessen Programm heute Abend die Lesung des argentinischen Autors Guillermo Martinez steht.
Doch nicht nur auf der Straße, auch im Foyer der Zentralbibliothek werden die Besucher von den spanischen Rosenbotschaftern begrüßt, hier befinden sich übrigens auch die Stände des Institut Francais und der Volkshochschule.
Im Zusammenhang mit dem Welttag des Buches steigt unsere Besucherzahl, stellt Tobias Peters, Pressesprecher der Bibliothek fest. Die Gründe dafür liegen im breitgefächerten Kulturangebot des heutigen Tages: Im Rahmen der Reihe Dem Kunstwerk auf der Spur Verborgene Schätze der Graphothek präsentiert der Kunsthistoriker Detlev Stein das Bild Die Freiheit stirbt zentimeterweise des Künstlers Klaus Staeck. Das Motiv, das im Meer versinkende Cover des Buches Deutschland. Ein Wintermärchen von Heinrich Heine, weckt Assoziationen zum Tag der Bücherverbrennung, der sich am 10. Mai zum 75. Mal jährt. Zu einem literarischen Stadtspaziergang lädt die Kulturwissenschaftlerin Kirsten Steppat ein. Die Tour führt zu alten Verlagshäusern, Wohnhäusern ehemaliger Autoren und endet mit einem Besuch des Schünemann Verlages.
Am Abend läuft eine Veranstaltung der LeseLust: Vorlesern sei Dank! Moderiert wird der Gedankenaustausch für Lesebotschafter und Interessierte von Radio-Bremen-Moderator Dirk Böhling.
Ausverkaufte Häuser
28 Veranstaltungen finden in Bremen in der Woche zum Welttag des Buches statt. Zwei davon in der Buchhandlung Geist am Wall, die den finnischen Krimipreisträger Taavi Soininvaarra und den peruanischen Schriftsteller Alonso Cueto zu Gast hatte. Doch heute steht etwas ganz Besonderes auf dem Programm, verrät Horst Baraczewski, Geschäftsführer der Buchhandlung: Anlässlich Shakespeares 444. Geburtstag wird heute abend der Kaufmann von Venedig aufgeführt. Später lädt der aus der Taufe geholte Verein der Freunde und Förderer der Bremer Shakespeare Company zu einer großen Party ein. Mit 350 verkauften Karten ist das Haus bereits fast ausverkauft.
Ob Kinderbuchlesungen in Stadtteilbibliotheken, der von der Günter-Grass-Stiftung gezeigte Film Die Legende des Don Quichote, Vorträge oder die Lesung der Albatros-Preisträger Bora Cosic und Katharina Wolf-Grießhaber am 23. April gehört Bremen den Liebhabern der Literatur.