Interview

"Aus einer handwerklichen Methode ein Mengenverfahren machen"

24. Juli 2015
Sabrina Gab
In Weimar eröffnet diesen Freitag eine Werkstatt für brandgeschädigte Bücher. boersenblatt.net hat Michael Knoche, den Leiter der Anna Amalia Bibliothek, nach den Details gefragt.
Herr Knoche, bei dem Brand in der Anna Amalia Bibliothek im September 2004 wurden 62.000 Bände geschädigt. Vor welchen Problemen stehen Sie momentan bei der Restaurierung? Michael Knoche: Die Restaurierung der Bände gliedert sich in zwei unterschiedliche Aufgabenbereiche - in die Restaurierung der Einbände und in die Restaurierung des Papiers. Für uns ist es wichtig, dass der Prozess der Restaurierung von unserer Wekstatt aus gesteuert wird. Zu diesem Zweck haben wir zusätzlich zu unseren zehn Mitarbeitern vier Restauratoren eingestellt, die auf Papierrestauration spezialisiert sind. Was wird die Hauptaufgabe in der neuen Werkstatt sein? Knoche: Für uns geht es jetzt um die Restaurierung der 28.000 "Aschebücher". So nennt man die schwer geschädigten Bücher, bei denen der Einband ganz weg, der Buchblock aber noch weitgehend intakt ist. Die Innovation unserer Werkstatt ist, dass wir aus einer handwerklichen Methode, nämlich Papiere mit Ascherand in einer mehrstündigen mühsamen Arbeit wieder zu stabilisieren, ein Mengenverfahren entwickelt haben. Wie viele dieser Bücher können Sie vermutlich noch retten? Knoche: Wir werden nicht alle retten können. Aber wohl mehr als die Hälfte. Und wie lange wird dies dauern? Knoche: Bis 2015 wollen wir damit fertig sein.