Antiquariatsmessen

4. Frankfurter Antiquariatsmesse: ein Gespräch mit Detlef Thursch

15. Mai 2008
Redaktion Börsenblatt
Vom 15. bis 19. Oktober findet die 4. Frankfurter Antiquariatsmesse in der Frankfurter Buchmesse statt – ein Hintergrundgespräch mit Organisator Detlef Thursch (abooks.de, Düsseldorf).
Sie organisieren die Frankfurter Antiquariatsmesse in diesem Jahr zum vierten Mal. Wie entwickelt sich die Messe aus Ihrer Sicht? Thursch: Auf Grund der für eine Antiquariatsmesse langen Öffnungszeiten, der überdurchschnittlich hohen Hotelkosten und den organisatorischen Problemen, die von Haus aus im Rahmen einer Buchmesse mit über 7.000 Ausstellern auftreten, war von Anfang an klar, dass es Frankfurt nicht einfach haben würde und die Antiquariatsmesse einen guten Start haben musste. Die Skepsis hat sich im Herbst 2005 mit den zögerlichen Anmeldungen bemerkbar gemacht. 'Nur' 75 Aussteller haben sich auf das Abenteuer Frankfurt eingelassen. Bis auf wenige Ausnahmen waren die Aussteller aber hellauf begeistert vom Verlauf der Messe: Der Aufbau verlief reibungslos, ein breites internationales Publikum hat uns besucht, bei den Verlegern ist die Messe sehr gut aufgenommen worden, die befürchtete Langeweile nach dem Eröffnungstag ist ausgeblieben, die ganzen fünf Tage über war die Messe gut besucht, weit über die Hälfte der verkauften Objekte ging an Neukunden. Ein Traumstart, der sich auch darin niedergeschlagen hat, dass die Messe 2006 mit 100 Ausstellern rasch ausgebucht war. Es gibt, wie man hört, in diesem Jahr Änderungen bei den Öffnungszeiten? Thursch: Wie das nun mal so ist, nutzen sich fast alle Neuheiten rasch ab. 2007 waren wir erneut ausgebucht, aber die Verleger sind nicht mehr so in Scharen zu uns gekommen wie 2005, es gab schon mal Phasen innerhalb der fünf Tage, wo man – wie bei allen anderen Antiquariatsmessen auch – unter sich war, achtzehn Kollegen waren mit dem Umsatz nicht zufrieden und haben ein wirtschaftliches Minus erzielt. Hauptgrund für die Abmeldungen von Oktober 2007 auf Oktober 2008 aber war die lange Laufzeit der Messe. Um diese Stuation ein wenig zu entschärfen, wird die Eröffnung in diesem Jahr auf Mittwoch 13 Uhr verlegt. So können Aussteller sogar erst am Eröffnungstag anreisen und aufbauen. Zudem erhalten wir so eine eigene Eröffnungsfeier mit Sektempfang, Eröffnungsrede und eigener Pressekonferenz. Man hat Gerüchte gehört, dass einige Sammler der Messe fernbleiben? Thursch: Frankfurt dürfte in den letzten Jahren die umsatzstärkste Antiquariatsmesse in Deutschland gewesen sein, 2007 haben zum Beispiel nach eigenen Aussagen fünf Kollegen über 100.000 Euro umgesetzt – und das obwohl, wie wir festgestellt haben, circa 30 Prozent der Stammkunden anderer Messen der Frankfurter Antiquariatsmesse ferngeblieben sind. 2007 haben wir die hohen Eintrittspreise durch die Verteilung von Freikarten entschärft. Wenn wir jetzt erst um 13 Uhr eröffnen, geben wir Kunden, die mit dem Zug oder dem Auto anreisen, die Möglichkeit, dies in Ruhe zu tun und rechtzeitig zur Eröffnung in Frankfurt zu sein. Wie viele Teilnehmer haben sich für diesen Oktober angemeldet? Thursch: Bis jetzt haben sich 78 Kollegen angemeldet. Da einige Aussteller größere Stände gebucht haben, sind momentan noch 13 Stände frei. Frankfurt wird weiterhin die Messe mit der größten internationalen Beteiligung in Deutschland sein. Sieben Antiquare aus Italien, drei aus Frankreich und zwei aus Ungarn haben zum ersten Mal ihren Platz in Frankfurt gebucht. Zudem hat sich mit dem Antiquariaat Forum eine weitere weltweit renommierte Firmen angemeldet. Damit kommt insgesamt ein Drittel der Aussteller aus dem europäischen Ausland und den USA. Etwas enttäuschend dagegen die Resonanz aus Deutschland. Lediglich fünf Kollegen sind bisher neu hinzukommen. Sind die Hotelkosten in Frankfurt während der Buchmesse tatsächlich so hoch? Thursch: In Frankfurt selbst muss man Glück haben, rechtzeitig buchen oder pokern und erst ein paar Tage vor der Messe buchen, wenn die Hotelpreise durch die eine oder andere Stornierung wieder normal sind. Wenn man aber fünf S-Bahn-Stationen oder 15 Minuten Anreise mit dem Auto in Kauf nimmt, bekommt man ohne weiteres Einzelzimmer mit Frühstück ab 80 Euro. Und um auf Ihre erste Frage zurückzukommen: Lange Jahre hat sich die Arbeitsgemeinschaft Antiquariat im Börsenverein um die Angliederung einer Antiquariatsmesse an die Frankfurter Buchmesse bemüht. Seit drei Jahren wurde unser Branchenzweig erfolgreich in die weltweit größte Buchmesse integriert. Juergen Boos, der Messechef, hat mir während eines Gesprächs auf der Leipziger Buchmesse im März ausdrücklich bestätigt, dass die Antiquariatsmesse für die Buchmesse wichtig ist und gefördert wird. Es steht ein Beirat mit Clemens Reiss, Gerhard Gruber und Manfred Gast zur Verfügung, der die Antiquariatsmesse mit Rat und Tat begleitet. Einige organisatorische Probleme der Anfangsphase wurden überwunden. Es gibt über 250.000 buchinteressierte Besucher in unmittelbarer Nähe zu unserem Areal. Wo sonst ist das Terrain für eine erfolgreiche Messe so gut bereitet? Über die Zukunft der Frankfurter Antiquariatsmesse entscheiden letztendlich die Kollegen durch ihre Beteiligung. Die Fragen stellte Björn Biester.