Buchmessen

Besucherrekord auf der internationalen Buchmesse in Teheran

24. Juli 2015
Redaktion Börsenblatt
"Das Interesse der iranischen Bevölkerung und der iranischen Verleger an Büchern, an Information und am internationalen Gedankenaustausch ist enorm", erklärte Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse, nach Abschluss der Buchmesse in Teheran (2. bis 12. Mai).
Auch ein verändertes Bewusstsein hinsichtlich des internationalen Copyright sei mittlerweile deutlich wahrzunehmen. "Die Zensur ist jedoch nach wie vor ein Thema für die Buchbranche", so Boos. Rund 4,5 Millionen Menschen (2007: 3,5 Millionen Besucher) kamen nach Angaben der Veranstalter in diesem Jahr zur Messe, die am vergangenen Sonntag nach elf Tagen zu Ende ging. Insgesamt waren mehr als 2.000 iranische und 770 internationale Aussteller aus 77 Ländern in Teheran präsent. Im vergangenen Jahr hatte die Frankfurter Buchmesse nicht an der Messe teilgenommen. Der Grund: Die Organisatoren in Teheran hatten ihr Konzept wenige Wochen vor Messebeginn geändert. Es sah vor, die internationalen Verlage erstmals getrennt von den iranischen Ausstellern auf einem anderen Gelände zu platzieren. Da unter diesen Umständen kein unmittelbarer Austausch mit iranischen Branchenkollegen möglich gewesen wäre, entschied sich die Frankfurter Buchmesse gegen eine Ausrichtung eines deutschen Gemeinschaftsstands. Auch die Schweizer und Franzosen, die sich das Standareal in Teheran traditionell mit der Frankfurter Buchmesse teilen, hatten sich 2007 nicht präsentiert. Am deutschen Gemeinschaftsstand, den die Frankfurter Buchmesse mit Unterstützung des Auswärtigen Amts organisiert hatte, stellten in diesem Jahr 160 Verlage rund 500 Titel aus. Außerdem wurden verschiedene Buchkollektionen gezeigt, darunter "Islam/Dialog der Kulturen“, welche die Frankfurter Buchmesse speziell für Teheran zusammengestellt hatte. Besonders groß war das Interesse auch an deutscher Kinder- und Jugendliteratur sowie an Titeln aus dem Bereich der Belletristik. "In Gesprächen mit iranischen Verlegern wurde uns auch ein starkes Interesse an Fortbildungsmaßnahmen in den Bereichen Marketing, Distribution, Rechte- und Lizenzhandel und an Kontakten zu deutschen Verlagen signalisiert“, sagte Boos. Der Iran ist bisher noch keinem Abkommen zum internationalen Copyright beigetreten, so dass Piraterie ein Problem für die Branche darstellt. Jedoch lässt sich zunehmend ein Bewusstsein für die Copyright-Problematik beobachten, wie Ursula Holpp von der Internationalen Abteilung der Frankfurter Buchmesse feststellt: „Immer mehr Verleger entscheiden sich, Rechte für Übersetzungen zu kaufen, um international akzeptiert zu werden“, so Holpp. „Viele Verleger scheuen allerdings die Kosten, die der Rechtehandel mit sich bringt. Denn da es im Bezug auf Raubdrucke für sie keinerlei Rechtssicherheit gibt, kann ein Buch, für das sie die Lizenz erworben haben, jederzeit von einem ihrer Kollegen nachgedruckt und zu einem wesentlich günstigeren Preis verkauft werden.“ Zudem fehle iranischen Verlegern oftmals auch das Know-how für den internationalen Rechtehandel. „Der Bedarf nach entsprechenden Fortbildungen und internationalen Kooperationsmöglichkeiten ist daher groß.“ Auch die Zensur ist nach wie vor ein Thema für die Branche. Bücher, die im Iran veröffentlicht werden, müssen im Vorfeld beim Ministerium für Kultur und islamische Rechtleitung eingereicht werden. „Die Verleger müssen jedoch oft mehr als ein Jahr warten, bis sie Antwort aus dem Ministerium erhalten“, erklärt Holpp. „In den beiden vergangenen Jahren konnten viele der unabhängigen Verlage kaum Neuerscheinungen herausbringen, weil die meisten der geplanten Titel zur Überprüfung beim Ministerium liegen.“ Zudem würden auch zunehmend Titel zensiert, die zuvor bereits eine Genehmigung erhalten hatten. Auf der Teheraner Buchmesse selbst sollen allein bis zum dritten Messetag rund 300 Titel verboten und eingesammelt worden sein. Erschwerend kommt hinzu, dass die staatliche Subventionierung für Papier weggefallen ist, wodurch die Produktionskosten für Bücher gestiegen sind. Gerade unabhängige Verlage geraten so wirtschaftlich zunehmend unter Druck.