Die Diskussion ist neu entfacht: Diesmal hat Rainer Groothuis die Idee eines Branchenmarketings aufs Tapet gebracht. Und einige Kolleginnen und Kollegen waren Feuer und Flamme: Das sollten wir doch gestemmt kriegen. Wie immer waren mindestens genauso viele schnell dabei, gelangweilt abzuwinken: Das gabs doch schon mal, das hat auch damals nicht geklappt. Nur mit der Einstellung kommt man leider nie weiter, nicht im Leben und erst recht nicht in unserer Branche, die für viele von uns mehr als ein Beruf zu sein scheint, vielleicht sogar Berufung.
Während meiner Ausbildungszeit als Buchhändlerin gab es das viel beschworene und oft verlachte dreibusige B für »Bücher beim Buchhändler«. Aus heutiger Sicht recht brav, doch muss man bedenken, dass damals weit und breit kein E-Commerce in Sicht und die von den Verlagen zunehmend praktizierte Direktkundenbelieferung noch überschaubar war: Wo sonst also als bei uns Buchhändlern sollten denn die Kunden kaufen können? Dennoch gab es diese Kampagne, die das Sortiment stärken sollte. Und überall, wo man das dreibusige B sah, wusste man: Die gehören irgendwie zusammen.
Eine heutige Kampagne sollte das Buch und den Buchhandel in den Mittelpunkt stellen. Es ist wichtig, der Öffentlichkeit und unseren Kunden zu vermitteln, dass Bücher etwas ganz Wunderbares und kein Auslaufmodell sind. Und dass man dieses tolle Produkt Buch auch in jenen Läden kaufen kann, die meiner festen Überzeugung nach ebenfalls kein Auslaufmodell sind und die es immer geben wird: in unseren Buchhandlungen. Dass für manche der tägliche Besuch in einem Webshop zur Gewohnheit geworden ist: Nur zu! Jedes verkaufte Buch ist dazu angetan, unsere Branche zu stärken.
Aber gerade der nachwachsenden jungen Kundenschicht sollten Bücher schmackhaft gemacht, bei ihr die Leselust erneut entfacht werden, um buchstäblich Bücher unters Volk zu bringen. Natürlich bevorzugt in unseren Läden. Die sollten dann allerdings auch so aussehen, dass sich selbst der kritische Kunde dort wohlfühlt. Soll heißen: Nicht die Größe des Ladens wird entscheidend sein, sondern die Qualität des Ladens nur dann kann die Kampagne greifen. Der umworbene Kunde wandert sonst lachend ab und es freut sich: Amazon.
Wie immer jedoch gehts auch beim Marketing für das Buch erst mal um das liebe Geld. Wo sollen die Mittel für diese Kampagne herkommen? Der Vorschlag, die Rabatte um je ein halbes Prozent bei Verlag / Barsortiment und Buchhandlung zu kürzen, würde für so manchen Sortimenter den kompletten Jahresüberschuss auffressen. Bei manch kleinem Verlag sieht es vielleicht ähnlich aus. Also muss vom Verband aus versucht werden, ein Konzept zu finden, das möglichst tragfähig ist.
Warum nicht versuchen, bei den Buchhändlertagen in Berlin darüber zu diskutieren? Es wird die entscheidende Gelegenheit in den nächsten Wochen sein, zu der viele Branchenteilnehmer aus allen Sparten zusammenkommen, um zu reden und zu streiten. Kreative Ideen sind gefragt. Und unkonventionelle Vorschläge willkommen.
Welche Ideen haben Sie zum Marketing fürs Buch? Was könnte man tun?