Aufbau-Pressekonferenz

Geschäfte sollen “as usual” fortgeführt werden

24. Juli 2015
Redaktion Börsenblatt
Der Geschäftsbetrieb der Aufbau Verlagsgruppe soll fortgeführt werden und das Herbstprogramm wie geplant erscheinen. Das hat die Verlagsgruppe heute anlässlich ihrer Pressekonferenz bekannt gegeben. Wie der Insolvenzverwalter bestätigt hat, verfügt die Aufbau Verlagsgruppe über alle Rechte, die seit dem Beginn der 90er Jahre entstanden sind.
Auf einer Pressekonferenz haben die Geschäftsführer der Aufbau Verlagsgruppe, René Strien und Tom Erben, zu dem beendeten Engagement des Gesellschafters Bernd F. Lunkewitz Stellung genommen. Gemeinsam mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter, Rechts-antwalt Joachim Voigt-Salus kündigten sie an, die Geschäfte “as usual” fortzuführen. „Wir gehen davon aus, dass alle Bücher des Herbstprogramms wie geplant erscheinen werden“, sagte Tom Erben. „Die umfangreichen Kataloge sind verschickt, die Vertreter reisen ab dem heutigen Montag. Gemeinsam werden Geschäftsführung und Mitarbeiter alles daran setzen, die Versprechen gegenüber Autoren und Partnern einzuhalten und Aufbau am Leben zu erhalten“, heißt es in einer Pressemitteilung. Das weitere Insolvenzverfahren soll von einem Beirat aus Gläubigern, Autoren und dem Betriebsrat begleitet werden. Die Geschäftsführung geht davon aus, alle Verträge der Aufbau Verlagsgruppe erfüllen zu können. Die Gehälter der Mitarbeiter seien bis einschließlich August als Insolvenzgeld sichergestellt. Zum jetzigen Zeitpunkt seien keine Entlassungen geplant. Die Geschäftsführung, die den Betrieb bis zum Insolvenzverfahren im September fortführen wird, betonte, dass allein die Altschulden der Gesellschaft und die damit verbundenen Effekte (Zinsbelastung, teurer Einkauf, überstrapazierte Zahlungsziele) den Verlag noch immer unwirtschaftlich machen. Die Sanierungsmaßnahmen der jetzigen Geschäftsführung innerhalb der letzten zwei Jahre hätten gegriffen: "Die Strategie, weniger Titel mit höheren Auflagen zu drucken und ein schärferes Programmprofil sowie effizientes Wirtschaften haben sich positiv auf die operative Ebene ausgewirkt. Die Vertriebsumsätze konnten per Ende April um 5 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesteigert werden. Mit einem ungewöhnlich starken Herbstprogramm wird auch im zweiten Halbjahr ein einträgliches Geschäft erwartet", heißt es weiter. Die zugesagte Finanzierung der Altschulden zu erfüllen, habe der Gesellschafter BFL Beteiligungsgesellschaft/Bernd F. Lunkewitz in den vergangenen Wochen und Monaten mehrfach schriftlich und mündlich versichert. "Er hat dem Verlag diese Zusage am 30.5.2008 überraschend entzogen und damit die Geschäftsführung gezwungen, einen Insolvenzantrag zu stellen. Lunkewitz wähnt sich im Besitz aller Verlagsrechte, die Aufbau entstanden sind. Die gegenteilige Rechtsauffassung der Geschäftsführung aber wurde vom Insolvenzgutachter bestätigt": Die Aufbau Verlagsgruppe verfügt über alle Rechte, die seit dem Beginn der 90er Jahre entstanden sind und damit über den Großteil aller wirtschaftlich relevanten Verlagrechte, die Aufbau eingeräumt wurden. Allenfalls Altrechte des Verlages 1945-1992 sind strittig gegenüber dem Gesellschafter BFL Beteiligungsgesellschaft/Bernd F. Lunkewitz. Aber selbst für Traditionsautoren wie Erwin und Eva Strittmatter, Victor Klemperer und Brigitte Reimann wurden nach 1992 neue Verträge geschlossen. "Auch die Markenrechte gehören der Aufbau Verlagsgruppe, die sie bereits vor Jahren beim Deutschen Patent- und Markenamt angemeldet hat. Die Geschäftsführung wird sich nicht zu den Scheinprozessen und Scheinansprüchen von Herrn Lunkewitz erklären. Sie ist, gestützt auf mehrere umfangreiche Rechtsgutachten, zu der Erkenntnis gelangt, dass Herr Lunkewitz weder Ansprüche gegen die BvS noch gegen die Aufbau Verlagsgruppe hält. Stattdessen wird die Geschäftsführung alle Kräfte auf die Zukunft des Verlages verwenden", heißt es weiter. „Alle Mitarbeiter der Aufbau Verlagsgruppe werden sich weiterhin für ,ihre’ Autoren und dieses einzigartige Traditionshauses engagieren“, sagte der Lektor Andreas Paschedag, der den Betriebsrat bei der Pressekonferenz vertrat. Vor allem gehe es nun auch darum, mittels offener Kommunikation den von Lunkewitz überrumpelten Autoren Klarheit zu vermitteln. Zum weiteren Vorgehen wird in den nächsten 14 Tagen eine Autorenversammlung einberufen. Die Zukunft des Verlages könnte in einem Vergleich mit den Gläubigern bei beibehaltener Gesellschafterstruktur liegen. Diese Lösung scheint durch das aktuelle Verhalten des Gesellschafters äußerst schwierig. Bernd F. Lunkewitz hat der Aufbau Verlagsgruppe GmbH noch am Freitag, den 30.5. den Mietvertrag zu kündigen versucht, "offensichtlich um den existierenden Verlag zu vernichten". "Das Insolvenzverfahren schiebt derartigen Bestrebungen einen Riegel vor und eröffnet stattdessen ein breites Spektrum zur Unternehmens-fortführung. Erste vertrauliche Sondierungsgespräche mit Investoren und strategischen Partnern wurden bereits geführt", heißt es. René Strien, der auch einen offenen Brief an Lunkewitz geschrieben hat, konstatierte: „Wir können uns das Vorgehen des Gesellschafters, das allen bisherigen Absprachen widerspricht, nur so erklären, dass er gegen die Treuhand pokert und den Verlag als Wetteinsatz zu opfern bereit ist. Für derartige Chimären aber gibt sich die Aufbau Verlagsgruppe nicht her. Im Interesse der Mitarbeiter, Autoren, Partner und Leser werden wir weiter gute Bücher machen.“