Hier der Brief im Wortlaut:
"Für die appellative börsenblatt-Meinung >Kreative Ideen, bitte< (H. 21, Seite 11) ist jede/r börsenblatt-Leser /in Franziska Bickel DANK schuldig. Wer sorgt sich nicht um die Qualität des Deutschen Buchhandels in krisischer Zeit?! Welche/r Buchhändler/in will nicht mit so vielen verkauften Büchern wie möglich, die Kunden zufrieden stellen!? Das "tolle Produkt Buch" wird dann für neugierige Buchkunden noch interessanter - und die sinnvolle Rezeption lohnt noch mehr - wenn Leselust und Lesenkönnen immer wieder als besondere investive Anstrengung erfahren werden, die phil mehr als nur Spaß bereitet. Wer wird sich ein Buch nicht gönnen wollen, wenn unsere Assistenz bei der freien Buchwahl der Kunden nicht als echtes Service(an)gebot kompetent und vertrauensvoll und einfühlsam empfunden wird?!
Ein neues Branchen-Gütesiegel tut tatsächlich not. Wie wäre es mit dem knallroten, aufgeschlagenen Buch, welches wir schon für den Weltbuchtag verwenden? Statt des lila Herzens ist mir eine blendend weiße Herz-Version sympathischer und erscheint mir als Werbung korrekter...Wer sich mit buchhändlerischem Gewissen outen will, sollte öffentlich machen, dass/wie jedes (!) Buch nicht nur das Herz anspricht, sondern auch unser Hirn beansprucht und aktiviert. Hölderlin schämte sich nicht, in seiner Ode "An die Deutschen" zu fragen: "Leben die Bücher bald?" Solches Ahnen wird heute immer mehr zur Bedrohung - wie das Beispiel Weimarer Bibliotheksbrand bewiesen hat. Natürlich wünsche ich unserer Buchbranche eine solidarische (also von allen Börsenvereins-Sparten gewollte) baldige Marketing-Kampagne. Um eine solche Solidarität zu erreichen, wird ein >Runder Tisch BUCH< benötigt. Dafür sollten mindestens 11 Biblio-Promis, an deren Verantwortung für die abc-Bewusstsein schaffende Industrie kein Zweifel, erwählt werden, die dann in Frankfurt/Leipzig oder Weimar sich versammeln, um darüber zu streiten, was unsere Branche charakterisiert.
Damit die populistische Konkurrenz MediaMarkt oder OBI oder Coca-Cola, die sich als geil oder omnipotent positioniert, unser Know-how fürchten lernt. Als Medium für den >Runden Tisch BUCH< empfehle ich die TV-Anstalt, die unseren >Runden Tisch BUCH< nicht als BIG BROTHER inszeniert. Obwohl als begleitende hyperkritische/ironische Kommentatoren auf Elke H. * Hape K. * Harald Sch. * Peter S. * Matthias H. * Daniel C.-B. nicht verzichtet werden sollte. Chat-Room permanently open.
Wenn es im Deutschen Buchhandel (und auch in den Deutschen Verlagen) wirklich noch Überzeugungsbibliosympathisanten gibt, die sich berufen fühlen, dann sollte erlaubt sein, als vorerst finale "kreative Idee" KAFKA zu erinnern: Das Buch würde er anno 2008 bestimmt nicht zur hilfreichen Axt erklären für das gefrorene Meer in uns. Aber unverdrossen weiter zu suchen nach Büchern, deren Lektüre uns beißen und stechen tut, die uns mit einem Faustschlag auf den Schädel wecken - das würde Franz K. bei den Berliner Buchhändlertagen allen wünschen, die ihn erkennen oder gar ansprechen.