USA

Ruhiger als New York

24. Juli 2015
Redaktion Börsenblatt
Rund 28.500 Besucher haben sich nach Angaben von Messedirektor Lance Fensterman auf der Book Expo America (BEA) umgeschaut, die vom 28. bis 31. Mai in Los Angeles stattfand.
Rund 2.000 Aussteller präsentierten sich auf einer Nettofläche von 23.500 Quadratmetern. Die Verlage beschrieben Besucherfrequenz und Messegeschäft mehrheitlich mit »ruhiger als in New York«, wo die Book Expo alle zwei Jahre gastiert. Insbesondere Rechtehändler, Agenten und ausländische Verleger waren in Los Angeles weniger stark vertreten. Ausnahmen: der Londoner Agent Andrew Nurnberg sowie J. K. Rowling-Entdecker und Chicken-House-Verleger Barry Cunningham. Sie betreuten persönlich die zur Signierstunde angereiste Cornelia Funke. Hunderte von Buchhändlern warteten auf ein handsigniertes Leseexemplar von »Inkdeath« (»Tintentod«), das im Herbst bei Scholastic erscheint. Insgesamt wurden die 600 Signierstunden von Buchhändlern und Bibliothekaren, die auf der BEA traditionell im Mittelpunkt stehen, stark nachgefragt. Hollywood-Schwergewichte wie Alec Baldwin sowie Bruder Stephen, aber auch Brooke Shields und Jamie Lee Curtis nutzten die Buchmesse, um ihre neuen Bücher vorzustellen. Die aus Frankfurt stammende TV-Sexualberaterin Ruth Westheimer, die in diesem Jahr ihren 80. Geburtstag feiert, ließ es sich nicht nehmen, auch den Deutschen Gemeinschaftsstand kurz zu besuchen, an dem insgesamt 17 Verlage und ein Grossist vertreten waren. Krimi-Freunde kamen insbesondere bei den persönlichen Auftritten von Lee Child, James Patterson, Michael Connelly und Dean Koontz auf ihre Kosten. Besonders reges Interesse fand die Rede des »New York Times«-Journalisten und mehrfachen Pulitzer-Preisträgers Thomas L. Friedman, der zuletzt mit »Die Welt ist flach« (Suhrkamp) in Amerika für Furore gesorgt hatte. Friedman gab erste Einblicke in sein im Herbst bei Ferrar, Strauss and Giroux erscheinendes Buch »Hot, Flat and Crowded«, das aus amerikanischer Perspektive Antworten auf Klimawandel, Globalisierung und Bevölkerungsexplosion zu geben versucht. Nur durch eine konsequente Neuausrichtung der amerikanischen Politik und Lebensweise, von Friedman »Code Green« genannt, könne Amerika dazu beitragen, die zentralen globalen Herausforderungen zu lösen und in diesem Prozess wieder zu sich selbst finden. Ebenfalls für große Aufmerksamkeit sorgte am Random House Stand der erste Auftritt von Markus Dohle in neuer Funktion: Dohle, der am 2. Juni offiziell sein Amt in New York angetreten hat und damit Peter Olson als CEO von Random House ablöst, präsentierte sich seinen neuen amerikanischen Kollegen sichtlich gut gelaunt und voller Optimismus. Der von der Branche mit Spannung erwartete Auftritt von Amazon-Chef Jeff Bezos, entpuppte sich als PR-Veranstaltung für den Kindle und blieb damit hinter den Erwartungen zurück. Man hatte sich von Bezos, der die Buchmesse nach achtjähriger Pause wieder besuchte, Neuigkeiten zur Unternehmensstrategie von Amazon erwartet. Zentrale Botschaft von Bezos: Nach dem Erwerb eines Kindle E-Book-Lesegeräts (lieferbar zum Preis von 359 US-Dollar, rund 230 Euro) kaufen Amazon-Kunden nicht weniger herkömmliche Bücher, vielmehr wachse der Gesamtumsatz pro Kunde um den Faktor 2,6. Insgesamt seien bei Amazon gegenwärtig 125.000 Titel als E-Book lieferbar. Der Bestell- und Downloadvorgang nehme mit dem Kindle, so Bezos, nicht mehr als 60 Sekunden in Anspruch. Seine Vision sei es daher, jedes Buch, das jemals gedruckt wurde, egal in welcher Sprache, dem Kunden in weniger als 60 Sekunden verfügbar zu machen.