Zur dritten Auflage der Bücherschau in der südafrikanischen Metropole (14.-17. Juni), bei der die Frankfurter Buchmesse Mitveranstalter ist, werden
wie gemeldet 293 Aussteller aus 31 Ländern erwartet.
Dieses Jahr findet die Cape Town Book Fair zum dritten Mal statt. Was ist für Sie die größte Herausforderung bei der Messe 2008?
Vanessa Badroodien: Die richtige Balance zu finden ist eine ständige Herausforderung bei einer Fach- und Publikumsveranstaltung wie der Cape Town Book Fair (CTBF). Dieses Jahr haben wir besonders viel Aufmerksamkeit darauf verwendet, abseits vom Trubel der Stände Möglichkeiten für Geschäftsgespräche zu schaffen. Wir haben eine Business Lounge eingerichtet, die bereits am Freitag, 13. Juni, von 12 Uhr an für Fachbesucher und Aussteller zur Verfügung steht. Am gleichen Tag veranstalten wir eine Networking Session für internationale Rechtehändler. Außerdem veranstaltet die Messe verschiedene Seminare und Workshops in den Bereichen Digitalisierung, Design und Rechtehandel. Die Publikumsveranstaltungen sind genauso abwechslungsreich und interessant. Dieses Jahr wird die Messe mehr als 200 südafrikanische Autoren und international bekannte Schriftsteller zu Gast haben, wie zum Beispiel Alexander McCall Smith, Andrea Maria Schenkel und Marina Lewycka.
Das Motto der Messe lautet "Worte schaffen Welten Words create Worlds". Was genau meinen Sie damit?
Badroodien: Wir spielen damit insbesondere darauf an, dass durch die Macht des Lesens und der Bildung unendlich viele Welten geschaffen werden können. Der Wandel in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft wird letztlich durch eine gebildete Gesellschaft ermöglicht.
Im vergangenen Jahr haben Sie gesagt, dass Sie in Zukunft mehr afrikanische Verleger für die Messe gewinnen möchten. Ist Ihnen das gelungen? Spiegelt die Messe jetzt sozusagen den Entwicklungsstand des afrikanischen Verlagswesens wider?
Badroodien: Dieses Jahr sind bei uns viele afrikanische Länder vertreten, wie zum Beispiel Kenia, Senegal, Simbabwe, Nigeria, Ghana, Botswana, Swasiland, Malawi, Mosambik und Sambia. Angesichts der Größe des afrikanischen Kontinents ist ihre Anzahl jedoch noch mikroskopisch klein.
Die Buchmesse in Kapstadt versteht sich als Ort, an dem die Herausforderungen für das Verlagswesen in Afrika diskutiert, Kooperationen zwischen internationalen Unternehmen aus Europa und Afrika gefestigt und Geschäfte abgeschlossen werden können. So gesehen spielen wir unserer Ansicht nach nicht nur eine kulturelle, sondern auch eine kommerzielle und politische Rolle. Die Entwicklung des Verlagswesens in Afrika ist immer noch besorgniserregend. Im 21. Jahrhundert ist es immer weiter erodiert - dies gilt sowohl für die frankophonen Länder in Afrika als auch für Süd- und Ostafrika.
Wissen schaffen und verbreiten zu können ist für die Entwicklung des afrikanischen Kontinents und des Selbstbewusstseins seiner Menschen von genauso grundlegender Bedeutung wie für das Überleben seiner Erzählungen, seine Folklore und seine akademischen Leistungen. Man kann nicht einfach als gegeben annehmen, dass alle Ideen ursprünglich aus London oder Paris stammen bzw. dort zuerst geprüft und erschlossen wurden. Allein im kulturellen Bereich ist die Wirkung einheimischer Erzählungen, die von Afrika aus in den Rest der Welt exportiert werden, genauso bedeutend. Was dem entgegensteht, sind natürlich die knappen finanziellen Ressourcen. Man kann das nicht genug betonen. Als Organisatoren der CTBF stehen wir vor genau dieser Herausforderung, wenn wir versuchen, afrikanische Verleger als Teilnehmer zu gewinnen. Wir müssen einfach daran glauben, dass wir irgendwann einmal eine Lösung finden werden.
Wie sieht es mit der internationalen Beteiligung an der Buchmesse aus?
Badroodien: Wir freuen uns sehr darüber, dass die internationale Ausstellungsfläche fast 20 Prozent größer ist als letztes Jahr. In diesem Jahr werden 31 Länder vertreten sein, wie zum Beispiel Deutschland, Frankreich, die Schweiz, die Niederlande und Italien. Asien, der Nahe und Ferne Osten, Kanada und Australien sind ebenfalls dabei.
Letztes Jahr haben Sie Buchkollektionen zu Themen wie "Nelson Mandela in Literature" und "Books on Wine" vorgestellt. Werden Sie dieses Jahr neue Kollektionen präsentieren?
Badroodien: Wir werden an besonderen Ständen Kollektionen zum Thema Umweltschutz, Kinderbücher und romantischer Literatur ausstellen. Außerdem haben wir die südafrikanischen Verleger gebeten, dieses Jahr insbesondere das politische Buch in den Mittelpunkt zu stellen. Die großen Verlagshäuser werden hier an ihren Ständen besondere Akzente setzen.
Wo liegen in diesem Jahr die Schwerpunkte? Und worauf freuen Sie sich persönlich am meisten?
Badroodien: Im nächsten Jahr finden in Südafrika Wahlen statt, daher haben in diesem Jahr Diskussionen über den politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandel in allen Medien bisher eine dominierende Rolle gespielt. Das spiegelt sich auch im Veranstaltungsprogramm der Messe wider. So wird zum Beispiel Mark Gevisser über seine Biografie von Präsident Mbeki diskutieren und Alex Boraine über die "Wahrheits- und Versöhnungskommission". Der weit verzweigte 'Waffenskandal', in den die Politik und die Wirtschaft immer noch verstrickt sind, ist Thema von Podiumsdiskussionen mit Andrew Feinstein und Terry Crawford-Browne. Wie die meisten Südafrikaner lese ich gern politische Romane, und deshalb freue ich mich sehr auf diese Debatten in unserem Programm.
Das Interview führte die Frankfurter Buchmesse