Zeitschriften

Kein Trauerflor für das »Kursbuch«

24. Juli 2015
Redaktion Börsenblatt
Das Ende des »Kursbuchs« löst mehr Häme als Bedauern aus. In den Nachrufen der Feulletons überwiegt die Einschätzung, das ehemalige Forum der unabhängigen Linken habe sich überlebt.
Ziemliche Übereinstimmung herrscht in den Feuilletons darüber, dass das »Kursbuch« schon lange den Zenit überschritten hatte – im Grunde bereits im Jahr 1968. Arno Widmann schreibt in der »Frankfurter Rundschau«: »Das ›Kursbuch‹ wird eingestellt. Das ist eine gute Nachricht.« Es sei Jahrzehnte her, dass die Zeitschrift die wichtige Rolle gespielt habe, die sie bei der Etablierung einer kritischen Intelligenz in Deutschland einmal übernommen hatte. Jürgen Kaube nimmt in der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung« den Titel der Zeitschrift aufs Korn und meint: »Kursbücher, die niemand liest, handeln offenbar von Verbindungen, die niemand benutzt.« Tilman Spengler, gemeinsam mit Michael Naumann Herausgeber der Kultur- und Literaturzeitschrift, hatte am Mittwoch »Spiegel online« über die Einstellung des »Kursbuchs« informiert. Wie das Online-Medium meldete, habe der Holtzbrinck-Konzern beschlossen, die vom Zeitverlag betreute Zeitschrift nicht weiter zu finanzieren. Zuletzt erschien die Nummer 169 mit dem Untertitel »Der gläserne Mensch«. Die Pressestelle der »Zeit« hat die Einstellung des »Kursbuchs« auf Anfrage bestätigt. Wie eine Sprecherin boersenblatt.net sagte, sei wegen gesunkener Verkaufszahlen keine kostendeckende Produktion mehr möglich gewesen. Der zu Holtzbrinck gehörende Zeitverlag hatte die ehemalige 68er-Postille 2005 übernommen – nachdem die Zeitschrift bereits mehrere Umzüge von Suhrkamp zu Wagenbach, dann zu Rotbuch und 1990 zu Rowohlt erlebt hatte.