Studie von Accenture und GfK

"Die Lebensmittel-Discounter stehen am Scheideweg"

24. Juli 2015
Redaktion Börsenblatt
Lebensmittel-Discounter gewinnen auf dem deutschen Markt kaum noch Kunden hinzu - das zeigt eine Studie der Managementberatungsgesellschaft Accenture und der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK), die auch für die Buchbranche von Interesse sein dürfte.
Der Studie zufolge stieg der Marktanteil der Discounter im vergangenen Jahr nur noch um 0,7 Prozentpunkte, von 42,5 Prozent auf 43,2 Prozent. Zwischen 2000 und 2006 hatten sie sich um durchschnittlich 1,7 Prozentpunkte pro Jahr gesteigert. Ein weiteres interessantes Ergebnis der Studie: Je älter die Gesellschaft wird, desto höher der Anteil der Kunden, die sich wieder den klassischen Supermärkten zuwenden. "Die Lebensmittel-Discounter stehen am Scheideweg", sagt Gerhard Hausruckinger, Geschäftsführer im Bereich Handel & Konsumgüter bei Accenture. "Discount ist heute kein Selbstläufer mehr." Mittlerweile kaufen 98 Prozent der Verbraucher mehr oder weniger regelmäßig beim Discounter, und nahezu jeder erreicht heute drei bis vier dieser Läden innerhalb von höchstens zehn Minuten. Die demografische und gesellschaftliche Entwicklung verläuft zugunsten der klassischen Supermärkte, so die Studie: 2007 gehörten noch 31 Prozent der Verbraucher zu Gruppen der Bevölkerung, die 40 Prozent oder mehr ihrer Einkäufe beim Discounter erledigen. Dazu zählen unter anderem jungen Familien. Berechnungen von Accenture zufolge wird der Anteil der Discount-Stammkunden sukzessive schrumpfen, auf 28 Prozent im Jahr 2020. Umgekehrt wächst der Anteil der Supermarkt-Käufer - Rentner-Familien, alleinstehende Ältere, "Empty Nest"-Familien - von 40 Prozent im Jahr 2007 auf 45 Prozent im Jahr 2020. "Diese scheinbar kleinen prozentualen Veränderungen sind ein Erdbeben im Lebensmittel-Einzelhandel, wo es um reine Verdrängung geht", sagt Gerhard Hausruckinger. "An der Generation Silber kommt künftig kein Lebensmittelhändler vorbei." Gerhard Hausruckinger weiter: "Viele Verbraucher achten wieder stärker auf Qualität und weniger auf den Preis als in den Jahren unmittelbar nach Einführung des Euro. Kurzfristig kann sich das natürlich ändern, zum Beispiel angesichts steigender Lebensmittelpreise und unsicherer Konjunkturaussichten." Der Handelsexperte sieht mehrere Hebel für Lebensmittel-Einzelhändler, um das Wachstum anzukurbeln: - Verbraucher individueller anzusprechen über Internet-Angebote und mobile Endgeräte - nicht mehr nur über den einen Prospekt für alle - den Bedürfnissen älterer Kunden nach Bequemlichkeit und Sicherheit entgegenzukommen - Ethno-Marketing zu betreiben - gezielter mit der Zielgruppe Migranten zu sprechen - entweder: Rückkehr zum Hard-Discount, also Konzentration des Angebots auf weniger Artikel und damit Verbilligung - oder: Erweiterung des Sortiments um Wellness- und Öko-Produkte