Dass das rege Interesse zahlreicher Auszubildender an den Berliner Buchhändlertagen 2008 nicht allein von der Erwartung eines rauschenden Festes der großen Büchernacht im Radialsystem herrührte, zeigte sich an der regen Diskussion im Azubi-Parlament, das zum ersten Mal tagte. Börsenvereinsvorsteher Gottfried Honnefelder begrüßte in motivierender Weise die Anwesenden als jene ernst zu nehmenden Kollegen, deren qualifizierten Rat man dringend benötige, um »Zukunft zu denken und Gegenwart zu gestalten«. Er sprach damit aus, was viele Buchhändler und Medienkaufleute in Ausbildung mit Sicherheit bereits genauso empfunden, aber bis dato nicht anzumerken gewagt haben.
In einer Phase des gesellschaftlichen Umbruchs, wie wir sie derzeit erleben, ist es dringend notwendig, einen genauen Blick aus unterschiedlichsten Perspektiven auf diesen Wandel zu richten wenn man ein Interesse daran hat, nicht bald zum alten Eisen zu gehören. Und wer sollte in Bezug auf diesen Wandel eine so ungetrübte und vor allem so wenig betriebsblinde Sicht haben wie wir Auszubildenden, die wir mit der rasanten technischen und gesellschaftlichen Fortentwicklung aufgewachsen und tagtäglich konfrontiert sind?
Unsere Qualifikation zur Mitsprache bei branchenrelevanten Diskussionen mag sich nicht auf einen über Jahre gewachsenen Erfahrungsschatz begründen, dennoch haben wir gegenüber den etablierten Entscheidungsträgern nicht zu unterschätzende Vorteile: unser unbelasteter Blick, der neue Wege aufzeigen kann, unser starkes persönliches Interesse (denn es geht vor allem um unsere Zukunft) und nicht zuletzt unsere natürlich gewachsene Kompetenz zur Nutzung neuer Medien, auch wenn uns diese durch manchen Unkenruf bereits abgesprochen wurde. Als zu Beginn der Diskussion in Berlin gefragt wurde, wer der Meinung sei, den besten aller Berufe gewählt zu haben, hoben alle Anwesenden die Hand ein krasser Gegensatz zur Reaktion auf die Frage, wer glaube, in diesem Beruf zukunftsfähig ausgebildet zu werden. Die Aufgabe, diesen Missstand auszuräumen, darf jedoch nicht allein auf den Schultern des Berufsbildungsausschusses und den ausbildenden Betrieben ruhen. Vielmehr müssen wir Azubis nun, wie es die bei der Hauptversammlung überreichte Resolution formuliert, eine Bereitschaft zeigen, »mitzuwirken, und somit die Zukunft der Branche aktiv mitzugestalten«.
Für eine derartige Initiative benötigen wir nicht viel: Eine zentrale Kommunikationsplattform wurde im Anschluss an die Verlesung der Resolution von der Hauptversammlung bereits zugesichert, sodass im nächsten Jahr das Azubi-Parlament erneut tagen kann. Dann aber mit demokratisch legitimierten Vertretern, die es baldmöglichst zu finden gilt, und einer bereits entfachten Diskussion, die in einem Online-Azubi-Forum geführt werden sollte, um allen Auszubildenden die Möglichkeit zur Teilnahme zu bieten. Für ein ergebnisorientiertes und beschlussfähiges Auszubildenden-Parlament sind diese Punkte zentrale Voraussetzung. Es liegt an uns Auszubildenden, die gegebene Chance nicht im Sande verlaufen zu lassen, sondern die Initiative zu ergreifen und uns aktiv mit qualifizierten Ideen in das Branchenleben einzubringen.
Was halten Sie von einer stärkeren Einbeziehung der Auszubildenden?