Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2008

Werner Spies hält Laudatio auf Anselm Kiefer

24. Juli 2015
Redaktion Börsenblatt
Der Kunsthistoriker Werner Spies wird die Laudatio auf den deutschen Künstler Anselm Kiefer halten, der in diesem Jahr mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet wird. Das teilte der Börsenverein soeben mit.
Werner Spies, geboren 1937 in Tübingen, ging nach dem Studium nach Paris und freundete sich mit zahlreichen Künstlern und Schriftstellern wie Samuel Beckett, Nathalie Sarraute, Alain Robbe-Grillet, Claude Simon, Francis Ponge, Marguerite Duras und Michel Butor an, deren Schriften er zum Teil ins Deutsche übertrug und denen er Aufträge für Hörspielproduktionen vermittelte. Hieraus ging beispielsweise das erste Hörspiel Becketts für den deutschen Rundfunk hervor. Insbesondere aber seine engen Kontakte zu namhaften Künstlern wie Max Ernst, Marcel Duchamp und Pablo Picasso waren für sein weiteres Schaffen von großer Bedeutung. So erstellte er 1971 in Zusammenarbeit mit Picasso dessen Werkverzeichnis der Skulpturen und verhalf dem Werk von Max Ernst 1975 mit einer großen Retrospektive im Pariser Grand Palais, zahlreichen weiteren Ausstellungen und der Herausgabe des Oeuvrekatalogs zu breiter Anerkennung. Drei Jahre später folgte die berühmte pluridisziplinäre Schau „Paris-Berlin“, die für die kulturellen Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich einen Meilenstein bedeutete. 1997 wurde Spies zum Direktor des Musée National d’Art Moderne und des Centre de Création Industrielle am Centre Georges Pompidou ernannt. 2002 verabschiedete er sich dort mit der monumentalen Schau „La Révolution surréaliste“. Seine Ausstellung „Picasso – Malen gegen die Zeit“ wurde 2006 in Wien und Düsseldorf von hunderttausenden Menschen besucht. Einem breiten Publikum wurde er zudem als Verfasser zahlreicher Künstler-Monografien und Ausstellungen bekannt. Seine Publikationen fanden weltweite Verbreitung. Die deutsche Akademie für Sprache und Dichtung verlieh Werner Spies 1979 den Johann-Heinrich-Merck-Preis für literarische Kritik und Essay. Werner Spies, der von 1975 bis 2002 den Lehrstuhl für Kunst des 20. Jahrhunderts in Düsseldorf innehatte, erhielt für seine „herausragenden Dienste um die Vermittlung moderner Kunst“ den Art-Cologne-Preis und für sein „Wirken als Mittler der Kultur zwischen Frankreich und Deutschland" den Elsie-Kühn-Leitz-Preis und die Goethe-Medaille. In diesem Herbst werden seine gesammelten Schriften zu Kunst und Literatur unter dem Titel „Auge und Wort“ in zehn Bänden veröffentlicht. Das Max-Ernst-Museum in Brühl zeigt zurzeit die von Werner Spies kuratierte Ausstellung der Originalcollagen zu „Une semaine de bonté” von Max Ernst. Die Verleihung findet während der Frankfurter Buchmesse am Sonntag, 19. Oktober, in der Paulskirche statt und wird ab 11 Uhr live im Ersten Deutschen Fernsehen übertragen. Der Friedenspreis wird seit 1950 vergeben und ist mit 25.000 Euro dotiert.