Der Regen, weiß Sophie Littkopf, ist der natürliche Feind des Hörspielsommers. Als am Samstag, dem Krimi-Themenabend des diesjährigen Hörspielsommers, gegen 21.30 Uhr die rheinland-pfälzische Sprecher-Truppe Kolportage.com die Bühne entern wollte, schlug er erbarmungslos zu: Sintfutartige Niederschläge, Sturmböen, Bitz und Donner ließen die Show im Wortsinn ins Wasser fallen auch die Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Burkhard Jung konnte da nichts mehr ausrichten.
Doch Littkopf, die umtriebige Initiatorin des Festivals, und ihr kleines Team können zufrieden sein: Die sechste Ausgabe des Leipziger Hörspielsommers, Deutschlands größtes Festival für Hörspielfreunde jeden Alters, war trotz des oft eher durchwachsenen Wetters ein Erfolg. Mit spannenden Hörspielen und aufregenden Live-Gästen lockte das zehntägige Spektakel seine Fans in Scharen zum kostenlosen Hörvergnügen in den Richard-Wagner-Hain, einer lauschigen Wiese zwischen Sport-Campus und Elsterflutbecken.
Längst hat sich das ausschließlich von Freiwilligen organisierte Festival mit seinem Umsonst-und-draußen-Charme zu einer Institution des Leipziger Kultursommers entwickelt. Vom 11. bis 20. Juli wurden heuer rund 70 Produktionen präsentiert. Neben dem täglichen Kinderprogramm lockten besonders die Themenabende: So lüftete "Bitte freimachen! Liebe in Briefen die Geheimnisse so prominenter Briefschreiber wie Franz Kafka und Arthur Schnitzler, "Spucknapf Storys, Whisky Wisdom entführte die Zuhörer in den Wilden Westen unter anderem mit "Winnetou in einer Studioproduktion des Originalbühnenstücks der Felsenbühne Rathen. An den beiden Festivalwochenenden ergänzten Live-Hörspiele, Lesungen, Feuershows und Märchenerzähler das Programm. Wer Lust hatte, konnte sich beim Zuhören sogar von zwei ausgebildeten Shiatsu-Praktikerinnen durchwalken lassen.
Spannende neue Namen waren täglich im Rahmen des Hörspielwettbewerbs zu entdecken, der seit sechs Jahren festivalbegleitend ausgeschrieben wird und sich an nicht-professionelle Produzenten und Künstler aus ganz Europa richtet. Am Sonntagabend hat die Jury die Gewinner bekannt gegeben und gleich zwei Stücken den Preis für den besten Autor verliehen: Ihn teilen sich Jan Deckert mit Letzte Bilder, ein Hörspiel das das Sterben eines Mannes als unendlich verlangsamte Bewegung schildert, und Carsten Brandauer mit "Wir sind nicht das Ende, eine rhythmisch verdichtete Erinnerungs-Collage. Der Preis für die beste Regie ging an Jens Uwe Bartholomäus ("Edisni), als bestes Kurzhörspiel wurde "Liebe Hörer des Zürchers Daniel Mezger ausgezeichnet.