Die Antiquariatsmesse Wien wird stattfinden, wenn auch nur mit einer Handvoll ausstellender Firmen. Ging das im Januar vom Veranstalter Reed verschickte Konzeptpapier noch von 40 bis 80 Teilnehmern aus, sind es jetzt, Ende Juli, gerade einmal sieben. Ob es noch wesentlich mehr werden, ist zweifelhaft.
Auf einen eigenen Katalog muss angesichts dieser Voraussetzungen verzichtet werden; stattdessen werden die Antiquare ihr Angebot im allgemeinen Katalog der Buch Wien präsentieren.
Die Enttäuschung über den Misserfolg dürfte bei allen Beteiligten groß sein. Zwar hatte der Vorsitzende des Verbands der Antiquare Österreichs, Norbert Donhofer, bereits zu Jahresanfang in einem boersenblatt.net-Interview darauf hingewiesen, dass es erfahrungsgemäß Jahre braucht, um eine neue Antiquariatsmesse zu etablieren. Doch ist das Ergebnis, wenn man es auf den Punkt bringen will, inakzeptabel für eine Premiere.
Woran liegt es? Wahrscheinlich an einer Vielzahl von Faktoren. Die Buch Wien ist selbst eine ganz neue Veranstaltung, die sich erst beweisen muss. Außerdem ist der Herbstmessekalender dicht gefüllt, er beginnt in diesem Jahr bereits im September mit der ILAB-Messe in Madrid. Es folgen, wenn man auf Deutschland schaut, die Veranstaltungen in Frankfurt am Main, Berlin und Hamburg. Vom Termin der Wiener Messe im November sind die Messen in Ludwigsburg und Stuttgart im Januar 2009 nur zwei Monate entfernt. Die wenigsten Antiquariate haben die Kapazität und das Material, innerhalb weniger Monate zwei oder mehr Messen zu bespielen.
An diesen äußeren Dingen kann es aber nicht allein liegen, dass der Wiener Plan nicht aufgegangen ist. Der Erfolg der Organisatoren der seit Wochen ausgebuchten 1. Monalibri in München im Mai 2009 zeigt, dass der Markt in Bewegung ist und durchaus Neugierde auf Neues besteht. Was unterscheidet die Antiquariatsmessen in München und Wien konzeptionell? Die Dauer der Veranstaltung (in München zwei Tage, in Wien vier), die allgemeinen Kosten und die Vernetzung der Ausrichter (München wird von zwei Antiquaren organisiert, in Wien war der Antiquariatsverband lediglich beratend tätig). Möglicherweise kam in Wien einiges an unglücklichen Umständen zusammen, was zu einer spürbar negativen Stimmung innerhalb der Branche führte.
Allerdings sollte eine Antiquariatsmesse Wien nicht gleich vollständig abgeschrieben werden. Für den Herbst 2009 besteht die Chance, die Attraktivität des Angebots zu erhöhen. Dass Wien eine Stadt mit einer lebendigen Buch- und Antiquariatskultur ist, die auch Sammler und Kollegen aus den Nachbarländern anzieht, daran bestehen ohnehin keine Zweifel.
Björn Biester