Zum ersten chinesisch-deutschen Pop Festival im Oktober letzten Jahres in Nanjing hatte die deutsche Gruppe TELE mit Unterstützung des Goethe-Instituts in Peking nur einen einzigen ihrer deutschsprachigen Songs auch in Chinesisch gesungen. Die Texte waren damals sicherheitshalber in deutscher Lautschrift auf Schrifttafeln mitzulesen. Und obwohl es noch hier und da am Verstehen haperte, war die Geste von den 200 000 Besuchern des Festivals doch mit riesiger Begeisterung aufgenommen worden, erzählten die Musiker der Band, die nun auch an einem weiteren deutsch-chinesischen Musikprojekt beteiligt sind, das heutige Vormittag im Berliner Goethe-Institut vorgestellt wurde.
Initiator dafür ist die kleine Berliner Produktionsfirma Fly-Fast-Concepts, die sich besonders für den europäisch-asiatischen Kulturaustausch einsetzt. Ihre jüngste Produktion die Poptastic Conversation China bringt Popbands aus Deutschland, Österreich und der Schweiz wie Die Ärzte, TELE, Wir sind Helden oder Die Sterne mit Bands aus Hongkong oder Peking auf einer gemeinsamen CD heraus. Die Chinesen spielen zu Haus vor allem für ein junges Publikum, das sich dem Mainstream im Wirtschaftswunderland entziehen will. Das Besondere daran: die Sänger wechseln ihre Sprachen die deutschsprachigen Bands singen Chinesisch, die Chinesen Deutsch.
Die zeitaufwendigen und oft genug kuriosen Tonaufnahmen für die 19 exklusiven Songs, bei denen Sprachrhythmus, Intonation und Musik zusammenzuführen waren, entstanden in Studios in China und Deutschland. Über die Mühen und Erfolge berichtet auf amüsante Weise auch eine Filmdokumentation, die der CD einem Begleitbuch beigefügt ist, das auch die interessantesten chinesischen Pop- und Rockbands vorstellt.
Wir wollen zum interkulturellen Austausch beitragen. Angesprochen sind vor allem junge musikbegeisterte Leute im deutschsprachigen Raum und überall dort auf der Welt, wo Chinesisch gesprochen wird, erläuterte Georg Lindt für Fly-Fast-Concept. Das Goethe-Institut hatte das Projekt finanziell unterstützt und die Musik-CD mit einem Minisprachkurs Deutsch für Chinesen ergänzt. Der PONS Verlag steuerte einen Grundlagensprachkurs für Chinesisch bei.
Hinzukommt ein über 150 Seiten starkes und mit trashigen Szenefotos illustriertes Buch Beijings Bubbles - das mit Berichten, Interviews und Porträts deutsch- und englischsprachig und mit einem Dokumentarfilm auf DVD Einblick in alternative Lebensentwürfe und in die Jugendkulturen Chinas gibt. Beide Produkte werden über den Buchhandel und in China über private Vertriebswege angeboten.
Das Popmusik-Projekt ist eingebunden in die offizielle Initiative der Bundesregierung Deutschland und China Gemeinsam in Bewegung, die unter Trägerschaft des Auswärtigen Amtes, der deutschen Wirtschaft und des Goethe-Instituts zum gegenseitigen Verstehen als Grundlage erfolgreicher Zusammenarbeit beitragen soll.
