Wieso habe ich so ein Ding? Weil ich eine kenne, die so ein Ding hat, schon hatte, neulich im April auf der Londoner Buchmesse klar, sie ist Scout in New York. Und die mir in wenigen Worten die ungeheuren Vorteile dieses handlichen, etwa brieftaschengroßen Gerätes für unsere Profession zu verklickern verstand dazu später. Da es die praktischen Viecher seinerzeit in Deutschland noch nicht zu kaufen gab, ließ ich mich dort im Agents Center sofort zu einer Bestellung hinreißen, die die tüchtige Kollegin dann freilich verschwitzte. So bekam ich meinen Sony Reader, jene schlichtere Konkurrenz des Kindle, der derzeit in aller Munde ist, erst Wochen später von New-York-reisenden Freunden mitgebracht.
Um verständlich zu machen, warum die neuen Lesegeräte eine echte Alternative zu auf Papier gedruckten Buchstaben darstellen, muss ich kurz an einen Dinosaurier erinnern, der Ende des vorigen Jahrhunderts sein Unwesen trieb: das Rocket e Book. In seinen Flächenabmessungen dem heutigen Sony Reader nicht unähnlich, war das Gerät trotzdem klobig und unförmig (allein die Akkus nahmen gewaltigen Platz ein, und sie wogen schwer); vor allem aber gab es zwei entscheidende Unterschiede zu den heutigen Readern: Das Rocket e Book arbeitete mit dem Prinzip des von hinten erleuchteten Flachbildschirms (und wir alle wissen, wie schnell einen die Lektüre am Bildschirm ermüdet vom Stromverbrauch für Licht einmal ganz zu schweigen); und zum Schutz des Urheberrechts waren gewaltige Sicherheitsvorkehrungen ergriffen worden, die es zu überwinden galt, ehe man einen Text auf ein solches Gerät laden konnte.
Die eigentliche Revolution bei den neuen Readern besteht darin, dass kein Bildschirm im herkömmlichen Sinne zum Einsatz kommt, sondern das sogenannte electronic paper ich will hier mal versuchen, von Laie für Laien zu erklären, wie das funktioniert: Die Lesefläche besteht aus winzigen Elementen, die auf der einen Seite hellgrau sind, auf der anderen schwarz in der »Ausgangslage« zeigt bei allen Elementen die graue Seite nach oben. Soll ein Text angezeigt werden, wird durch elektromagnetischen Einfluss ein Teil dieser Elemente gedreht, sodass ihre schwarze Seite oben liegt daraus entsteht das Buchstabenbild (im Grunde funktioniert das so ähnlich wie die Anzeigeflächen an modernen Bussen). Das Ganze geschieht ohne Licht, und ist die Textseite einmal »eingerichtet«, ist sie in einer Art »Ruhezustand«, sodass praktisch kein Strom mehr verbraucht wird. Und das Lesegefühl gleicht tatsächlich dem einer Papierseite, völlig unabhängig von Lichteinfall und Körperhaltung; und wenn es dunkel wird um einen herum, ist der Text auf dem Reader nicht mehr lesbar auch dies ganz wie beim herkömmlichen Buch.
Wenn nun aber ohnehin alles genau so ist wie beim Buch, warum dann nicht gleich ein Buch nehmen? Naja wenn ich ins Wochenende fahre, hatte ich neben meiner Klamottentasche bisher gewöhnlich ein bierkistengroßes Behältnis mit Manuskripten dabei, das allerdings deutlich mehr wiegt als eine volle Bierkiste. Nun nehme ich nur noch meinen Reader mit, auf dem einige tausend Seiten Platz haben das »Beladen« dieser Kiste ist kinderleicht, man muss elektronisch zugesandte Manuskripte nicht mehr ausdrucken, man muss nicht schleppen, man spart Papier, hat und tut also in jeder Hinsicht nur Gutes. Der größte Vorteil allerdings: Beim Segeln fliegen einem die Blätter nicht weg
Haben Sie die Tasche noch voller Manuskripte, oder sind Sie mit Reader unterwegs?