Antiquariatsmessen

Nach der Absage der quod libet – ein Interview mit Frauke Luckwaldt

21. August 2008
Redaktion Börsenblatt
Vor einer Woche wurde die diesjährige Hamburger Antiquariatsmesse quod libet abgesagt. Ein Interview mit Organisatorin Frauke Luckwaldt.
Ich war 2006 und 2007 als Fachbesucher auf der quod libet und habe mit vielen Ausstellern gesprochen. Mein Gesamteindruck war in beiden Jahren durchaus positiv. Natürlich gab es kritische Stimmen und unzufriedene Aussteller, wie auf jeder Messe. Trotzdem hat mich die jetzige Absage überrascht. Können Sie uns die Entwicklung, die zu dieser Entscheidung geführt hat, skizzieren? Luckwaldt: Ich bin selber ratlos und kann nach vielen, vielen Telefonaten mit Antiquaren nur vermuten: Zum einen hat die quod libet als Antiquariatsmesse im Norden eben nicht den richtungweisenden Stellenwert, den beispielsweise die Verbandsmesse in Stuttgart hat. Zum anderen sind die Umsätze entscheidend für das Wohl und Weh der Aussteller und die haben vermutlich nicht ausgereicht, um die Antiquare für eine Teilnahme in diesem Jahr zu begeistern. Ob das wiederum an dem Angebot oder an der vorhandenen beziehungsweise eben nicht vorhandenen Kaufkraft liegt, kann ich nicht sagen. Mir wurde immer wieder bestätigt, dass die Teilnehmer sowohl mit der Atmosphäre der Messe als auch mit den Besucherzahlen sehr zufrieden waren. Sie können sicher anhand des Kartenverkaufs recht genau sehen, wie viele Besucher die quod libet an den zweieinhalb Messetagen anzieht? Der deutsche Antiquariatsmessenkalender ist dichter geworden, gerade im Herbst. Spüren Sie die Konkurrenz der Herbstmessen in Frankfurt und Berlin? Wir haben beispielsweise von einem Aussteller gehört, der in diesem Jahr nur noch nach Berlin geht, obwohl die quod libet ein Heimspiel für ihn gewesen wäre. Luckwaldt: Natürlich haben wir in den letzten Jahren den Konkurrenzdruck durch Berlin und Frankfurt gespürt. Letztlich gibt es nur eine bestimmte Anzahl ausstellungswilliger Antiquare und die wiederum müssen sich entscheiden, an wie vielen und welchen Messen sie teilnehmen. Problematisch und gleichzeitig wenig umsatzfördernd ist der Umstand, dass bei der quod libet zum Teil Bücher angeboten werden, die die interessierten Kunden bereits in Frankfurt und/oder Berlin gesehen haben. Antiquare, die ihr Restangebot bei einer Messe einpacken und bei der nächsten Messe wieder auspacken, können nicht davon ausgehen, dass ihnen ihre Ware aus den Händen gerissen wird. Sie haben bereits einen quod libet-Termin für nächstes Jahr angekündigt (13. bis 15. November 2009). Planen Sie Änderungen am Konzept der Veranstaltung? Luckwaldt: Nein, bisher nicht, obwohl wir natürlich für Vorschläge seitens der Aussteller ein offenes Ohr haben. Wir werden in jedem Falle den Katalog beibehalten, auch wenn es immer wieder kritische Stimmen zu diesem Thema gibt. Denn wir mussten in diesem Jahr feststellen, dass sich nach unserem Vorschlag, die Teilnehmergebühren der quod libet noch weiter zu senken und dabei auf den Katalog zu verzichten, keine weiteren Aussteller angemeldet haben. Die Fragen stellte Björn Biester