Erstes und vielleicht auffälligstes Ergebnis unserer nichtrepräsentativen Umfrage: eine ganze Reihe der Befragten geben an, Ebay weder zum Angebot eigener Ware noch als Einkaufsquelle zu benutzen. Drei typische Statements, die allesamt von Antiquaren mit langjähriger Berufserfahrung stammen:
"Wir benutzen Ebay nicht."
"Wir machen überhaupt nichts mit Ebay; weder kaufen wir dort, noch verkaufen wir."
"Was ist Ihbä?"
Es gibt natürlich auch die nicht kleine Gruppe von Antiquaren, die angeben, Ebay als gute Einkaufsmöglichkeit zu nutzen. Die meisten diesbezüglichen Aussagen werden allerdings eingeschränkt: noch vor wenigen Jahren sei Ebay deutlich attraktiver zum Einkauf unter günstigen Bedingungen gewesen. Eine besonders interessante Aussage hierzu stammt von einem Mitarbeiter eines namhaften deutschen Auktionshauses. Danach wird die Zukunft der Plattform grundsätzlich skeptisch beurteilt, gerade weil die angekündigten Gebührensenkungen voraussichtlich zur Ausweitung des Angebots führen werden (wie von Ebay erwartet):
"Ebay ist für uns weder als Absatzmarkt noch als Konkurrent besonders relevant. Immerhin war Ebay jedoch bisher ein Ort, an dem der Handel gut und günstig an private und marktfrische Ware kommen konnte wovon letztlich auch unser Auktionshaus profitierte. Nun wird es wohl in Zukunft für jeden Einkäufer unattraktiv, dort noch nach antiquarischen Büchern zu suchen. Wenn die Bestände der ohnehin schon mit Bergen unverkäuflicher Ware verstopften Plattformen nun auch noch bei Ebay eingespielt werden sollen, verliert dieser Handelsplatz seinen Reiz."
In dieselbe Richtung geht die Äußerung eines Antiquars, der selbst eine variierende Anzahl von Büchern auf Ebay anbietet:
"Durch die Senkung der Einstellgebühren bei Ebay lässt sich vielleicht die Zahl der eingestellten Objekte erhöhen, aber nur im unteren Preissegment. Eine Verbesserung der Qualität wird dadurch nicht erreicht und ist vermutlich auch nicht beabsichtigt."
Mehrfach beklagt werden in Antworten auf die Umfrage die "unvorteilhaften Geschäftsbedingungen" Ebays und die fehlende Transparenz des Geschäftsgebarens. Eine Hauptkritik betrifft in diesem Zusammenhang das Bezahlsystem Paypal, das Ebay mit ansteigendem Druck durchzusetzen versucht. Ein Antiquar kritisiert:
"Egal, ob die sonstigen Bedingungen bei Ebay gebessert werden, es bleibt zuvor auf jeden Fall das Problem Paypal zu lösen. (Ich kenne es, ich nutze es). Paypal weist derartig gravierende Sicherheitsmängel auf, dass selbst der ehemalige Chef von Paypal zusätzliche (in Dtld. ungesetzliche) Sicherheitsangaben verlangt. Solange das Problem Paypal (eine privat organisierte Einrichtung mit Hang zum totalitären Handeln) als Pflichtteil des neuen Ebay-Engagements implementiert ist, werden nicht viele Antiquare den Weg zu Ebay finden
(natürlich nur, wenn sie sich das Paypal-Problem bewusst machen)."
Andere berichten von negativen Erfahrungen bei Kontakten mit Ebay-Callcenter-Mitarbeitern.
Ein vorsichtiges Fazit anhand der Antworten: gegenüber unserer Ebay-Umfrage im Juni 2007 (siehe den Link unten auf die Meldung vom 26. Juni 2007) hat sich unter Antiquaren die Bewertung dieser Plattform und ihrer Perspektiven nicht verbessert. Zu berücksichtigen ist allerdings die Vermutung, dass sich die erfolgreichen Ebay-Antiquariatsanbieter eher mit öffentlichen Äußerungen zurückhalten werden.
Wir danken allen Beteiligten für die Antworten!