Zum Tod von Walter Schiller

Einflussreicher Lehrer

24. Juli 2015
Redaktion Börsenblatt
Bereits am 7. August ist der große deutsche Buchgestalter und Typograph Walter Schiller aus Altenburg im Alter von 88 Jahren gestorben. Am 16. August wurde er in der Dorfkirche von Kirch Rosin (Mecklenburg) beigesetzt.
Von 1964 bis 1984 lehrte Schiller als Professor an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB), wo er als Mitbegründer der Leipziger Typografie-Schule Generationen von DDR-Buchgestaltern beeinflusste. Gemeinsam mit Albert Kapr veröffentlichte er 1977 das Buch “Gestalt und Funktion der Typografie”, das über Jahrzehnte als Standardwerk galt. Walter Schiller wurde 1920 in Hamburg geboren und absolvierte 1938 ein Volontariat in der Graphischen Kunstanstalt Hamburg. 1953 wurde er Aspirant an der HGB in Leipzig, wo er 1955 am neu gegründeten Institut für Buchgestaltung eine Assistentenstelle übernahm. 1958 wurde Schiller Dozent für Buchgestaltung, ab 1964 lehrte er als Professor für Typografie. Walter Schiller war künstlerischer Berater für den Fachbuchverlag, den Deutschen Verlag für Grundstoffindustrie, den Verlag Edition Leipzig und für die Zeitschrift "Papier und Druck". Er verantwortete unter anderem das Erscheinungsbild der HGB in den 60er und 70er Jahren oder die Einbandgestaltung für die „Sammlung Dieterich“ (Verlagsgruppe Kiepenheuer) und die „Bibliothek des 18. Jahrhunderts“. Für Verlage, Autoren und Künstler war Schiller stets Partner auf Augenhöhe. 1968 wurde der vielseitige Typograf, hervorragende Handwerker und einfühlsame Lehrer mit dem Gutenbergpreis der Stadt Leipzig ausgezeichnet. Die letzte Ausstellung mit den Werken Walter Schillers, der noch bis ins hohe Alter tätig war, fand 2006 unter dem Titel "Wortspalterei" im Lindenau-Museum Altenburg statt. Dazu ist auch ein schmaler, aber gut recherchierter Katalog entstanden. Wortspalterei. Typografie: Walter Schiller, Altenburg. Werkverzeichnis ab 1985. Mit Texten von J. Penndorf, E. Hollmann und J. Blume. Altenburg 2006. 32 Seiten, 10 Euro.