Der Abend bot weit mehr als eine Verlagspräsentation, denn die Referentinnen Sibylle Böhler, Vertriebsleiterin des Fachverlages Erich Schmidt und Yvonne de Andrés, YDEA consulting Marketing- und Vertriebsberatung, hatten den Bogen für ihre Referate weit gespannt und mit Praxisbeispielen aus der gesamten Branche unterlegt.
Warum lohnt es, Kunden eines Fachverlages sowohl mit Print- wie mit digitalen Medien off- und online zu bedienen? Warum entsteht neue Nachfrage nach E-Books und nach dem Einzeldokumentenverkauf über Online-Portale? Es ging also vorwiegend um Erfahrungen und Entscheidungen für das Innovationsmanagement von Verlagen an diesem Abend. Da eine Vertriebsleiterin am Tisch saß, rückten vor allem die Vermarktungs- und Vertriebsszenarien crossmedial genutzter Verlagsprodukte ins Zentrum. Die neuen Technologien revolutionieren die Aufbereitung und Verbreitung der Informationen, gezielt aufbereitetes Häppchen-Wissen wird vom Fachkunden ebenso nachgefragt wie die digitale Verfügbarkeit ganzer Verlagsprogramme für Intranets oder Firmenbibliotheken. Es könnte sich also durchaus wirtschaftlich lohnen, so eine der Prognosen aus Fachverlagsperspektive, sämtliche Printwerke auch als E-Book verfügbar zu halten. Schon auf die erste Ankündigung des Erich Schmidt Verlages, E-Books zum Thema Management vorzulegen, löste im vergangenen Jahr sofort eine hohe Zahl von Bestellungen aus. Und seitdem wächst die Nachfrage vor allem bei Stammkunden beständig. Kundenbindung fördern auch Wissensplattformen im Internet. Um sie auszubauen und gleichzeitig steigende Produktionskosten abzufangen, seien digitale Partnerschaften wie im Fachportal zum Sozialrecht zwischen dem Erich Schmidt und dem Juris Verlag unumgänglich, unterstrich Sibylle Böhler.
Diversifikation der Produkte, also Print- und digitale Medien gleichermaßen anzubieten, ist eine Strategie, die sich auch immer mehr Publikumsverlage zu Eigen machen. Für viele bietet sich nach Ansicht von Yvonne de Andrés damit sogar der einzige Ausweg, am gesättigten Buchmarkt zu bestehen. Die Zahl der anspruchsvollen Kunden, die das Internet zur Information und zum Erwerb digitaler Medien nutzen, wird sprunghaft zunehmen, sieht die Marketingberaterin voraus. Verlage sollten rechtzeitig darauf eingehen und ihre Inhalte in verschiedenen Produktformen bereitstellen.