Antiquariat

Bücherstadt Wünsdorf – zerplatzte Visionen?

12. September 2008
Redaktion Börsenblatt
In der Online-Ausgabe der "Märkischen Allgemeinen" schreibt Anne Meyer-Gatermann über die Bücherstadt Wünsdorf, die vor zehn Jahren gegründet wurde.
Die Bücherstadt Wünsdorf wurde 1998 in einem ehemaligen militärischen Sperrgebiet der sowjetischen Truppen gegründet. Man wollte die Besucherströme der Bunkeranlagen auch in die benachbarten Antiquariate locken. War diese Idee erfolgreich? Die Autorin schreibt dazu unter der Überschrift "Die einstigen Visionen sind zerplatzt": "Heute feiert die Bücherstadt ihr zehnjähriges Bestehen. Von der Vision von 1998, militärisches Gelände in einen Zufluchtsort für Bücherwürmer zu verwandeln, ist allerdings nicht viel übrig geblieben. Von anfangs 20 Antiquaren ist nur einer noch da: Die letzte Bastion betreibt Rainer Minx im ehemaligen Badehaus der sowjetischen Truppen. Noch. Denn zum 30. Juni 2009 will er kündigen. Er ist also alles andere als in Festlaune." Die Gründe für die Abwanderung der Kollegen seien laut Rainer Minx, dass diese ihren Bestand nicht gepflegt und völlig überzogene Preisvorstellungen gehabt hätten. Er selbst gäbe auf, weil ihm die Miete zu teuer und die Kundschaft zu rar geworden sei. Ab Januar wird er mit dem Räumungsverkauf beginnen. Optimistischer beurteilt Werner Borchert, Geschäftsführer der Bücherstadt-Tourismus GmbH und Vorsitzender des Fördervereins Freunde der Bücherstadt e. V., die Lage. Rund 100.000 Menschen seien in den letzten fünf Jahren nach Wünsdorf gekommen, den Synergieeffekt für die Bücher schätzt er hoch ein. Er selbst bietet gebrauchte Bücher in "Regalen und Obstkisten" in zwei Gebäuden an und ein Mitstreiter offeriert militärhistorische Literatur und leitet Bunkerführungen. Für 2010 sei das internationale Bücherstadtfestival in Wünsdorf mit Gästen aus den weltweit verstreuten Bücherstädten geplant. "Eine Bücherstadt ohne Antiquare haben die wohl auch noch nicht gesehen“, lautet der abschließende Satz von Meyer-Gatermann.