Es war eine schöne, meist erfolgreiche, anstrengende und eigentlich doch ruhige und unaufgeregte Frankfurter (Antiquariats-)Messe. Der Samstag war deutlich trubeliger und interessanter als im Vorjahr, ab Sonntagmittag wurde es dann zäher, aber der Daueranwesende braucht einfach diese letzten Stunden, um sich emotional von der Messe zu lösen am Samstagabend denkt man noch "Diese Messe soll nie enden". Der Redakteur spricht hier aber ausdrücklich nur für sich, nicht für die gut 80 ausstellenden Antiquare. Die waren sicher überwiegend froh, nach einer langen Veranstaltung endlich wieder nach Hause zu kommen. Sofern sie, wie Hans Lindner oder das Ehepaar Leyerzapf, nicht gleich wieder auf der Amsterdamer Antiquariatsmesse, die am Donnerstag beginnt, als Aussteller angemeldet sind.
Die Frankfurter Antiquariatsmesse ist zweifellos ein Jahreshöhepunkt, auch zur Kontaktpflege außerhalb der angesichts der schieren Größe der Buchmesse dann doch wieder kleinen und feinen Antiquariatsabteilung. Alle nur denkbaren Wünsche werden im Umkreis von 300 Metern erfüllt: Antiquare, die am Stand des Heinrich Heine Antiquariats ihre innerliche Aufregung über Seltenheit und Qualität des Angebots nicht verbergen können und die wertvollen bibliophilen Drucke mit zitternden Händen halten (Heine war zum dritten Mal in Frankfurt dabei und hochzufrieden)? Informationen aus erster Hand über die für März 2009 geplante erste Antiquariatsmesse im Rahmen der Abu Dhabi International Book Fair? Stippvisiten bei den Pressendruckern in der Buchkunst-Abteilung in Halle 4.1? Gespräche mit Wissenschaftsverlegern und Online-Auktionspreisverzeichnisbetreibern in Halle 4.2? Alles da! Und was Abu Dhabi angeht: dem Organisator Detlef Thursch liegen bereits mehrere verbindliche Zusagen aus Deutschland und Österreich vor die "25 bis 28" Ausstellerplätze werden vermutlich bald vergeben sein.
Antiquariatsmessen sind eigentlich ein ideales Schaufenster für den Einzelantiquar. Doch natürlich lassen sich "die Anderen" den Auftritt in Frankfurt nicht nehmen. Abebooks war diesmal, im Gegensatz zum "Zentralen Verzeichnis Antiquarischer Bücher" (ZVAB) und der genossenschaftlich getragenen Antiquariatsplattform Prolibri, zwar mit Personal, nicht jedoch mit einem eigenen Stand vertreten vielleicht schon im Blick auf die bevorstehende Übernahme von Abebooks durch Amazon? Wir warten sehr gespannt auf weitere Informationen zum Thema! Vielleicht kommen die ja übermorgen? Andererseits ist Amazon nicht bekannt für eine offensive Pressearbeit, schon gar nicht in Sachen Antiquariat.
Andere sind offener, erfreulicherweise. Der Prolibri-Vertreter, ein Jungantiquar aus dem hessischen Kirchhain, berichtete von vielen guten Gesprächen auf der Antiquariatsmesse, und die übergroßen, obgleich recht praktischen ZVAB-Papiertragetaschen waren, wie in den Vorjahren, allgegenwärtig.Nicht nur auf dem gesamten Messegelände, sondern auch noch am Frankfurter Hauptbahnhof. Sieht so erfolgreiche PR-Arbeit fürs antiquarische Buch aus? Ja! Aber was das wohl kostet? Sicher Unsummen. Neu ist übrigens, dass sich das ZVAB an seinem noch am Wochenende stark frequentierten Stand offensiv als "Das Online-Antiquariat" bezeichnet. Oder ist mir das früher nur nicht aufgefallen?
Björn Biester