Antiquariatsmessen

Vor der Eröffnung der 9. LiberBerlin – Interview mit Knut Ahnert

4. November 2008
Redaktion Börsenblatt
Am Freitag beginnt die 9. LiberBerlin im Schlüterhof des Deutschen Historischen Museums. Der Berliner Antiquar Knut Ahnert hat die Messe vor acht Jahren mitgegründet – ein Interview.
Herr Ahnert, wann haben Sie Ihre erste Antiquariatsmesse organisiert? Ahnert: Das war 1994. Die damalige Redakteurin von "Aus dem Antiquariat", Ilse Unruh, hatte mich angesprochen. Im Frühjahr 1995 organisierte ich dann mit fünf Kollegen die 1. Leipziger Antiquariatsmesse in der Untergrund-Messehalle am Markt. Eine tolle Stimmung war das damals. Es folgte ab 1998 das Engagement im Ausschuss der Stuttgarter Antiquariatsmesse, zusammen mit Götz Kocher-Benzing und Max Neidhardt. Was war seinerzeit Ausgangspunkt für die Initiative zur Gründung der LiberBerlin? Die Idee war schon lange da; etwa seit 1992, auch wenn dann die erste Messe erst 2000 stattfand. Vieles sprach und spricht für Berlin: der Hauptstadtstatus, die kulturelle Vielfalt, die meisten Antiquariaten in einer deutschen Stadt und natürlich die Geschichte: bis zur Nazizeit gab es in Berlin ganz außerordentliche, berühmte Antiquariate. Von der siebenköpfigen Gründungsmannschaft der LiberBerlin sind heute neben mir noch drei Kollegen aktiv: Wolfgang Mecklenburg, Bernd Prätorius, Nikolaus Struck. Was dürfen die Besucherinnen und Besucher der diesjährigen LiberBerlin erwarten? Wieder eine tolle Atmosphäre im schönsten Ausstellungsgebäude der Stadt, hoffentlich auch mit einem sehr ordentlichen Angebot und entsprechenden Verkäufen. Das Kunstangebot wurde qualitätsvoll deutlich erweitert. Und wem das nicht reicht: die Museumsinsel, der gerade eröffnete White Cube und das Deutsche Historische Museum selbst mit mehreren Ausstellungen sind in unmittelbarer Nachbarschaft. Gleichzeitig findet Unter den Linden die Ars Nobilis statt, Berlins bedeutendste Antiquitätenmesse. Und am 10. November wird im DHM eine neue Messe – die Skulptura – aufgebaut. Wir kooperieren mit diesen Veranstaltungen. Im deutschen Antiquariatsmessekalender ist viel Bewegung – Hamburg verschoben, in Köln eine Handvoll Antiquare in einer Kunstmesse und davon ganz abgetrennte Kölner Antiquariatstage, seit drei Jahren eine Antiquariatsmesse in der Frankfurter Buchmesse und im nächsten Frühjahr mit der "MonaLibri" ein Neustart in München. Wie beurteilen Sie die Situation? Die Situation ist schwierig; es sind vielleicht zu viele Messen im Verhältnis zu den Interessenten, und die Ausländer verkaufen zu ihren Preisen in Deutschland kaum. Das führt zu einer gewissen Regionalisierung der Messen. In Berlin haben wir mit der Ignoranz der Presse zu kämpfen; es gibt einfach zu viele Kulturveranstaltungen, und wir bedienen eine recht kleine Zielgruppe. Vielleicht könnte man sich langfristig jedes Jahr auf ein zentrales Thema konzentrieren und damit eine größere Aufmerksamkeit erreichen. Zum Schluss mal was Grundsätzliches. Warum experimentieren Organisatoren von Antiquariatsmessen so gern mit Latein? Wieso keine 'modernen' Namen? Der Kunsthandel macht es doch vor? Einen tieferen Grund hat das doch nicht, und Namen wie Art Basel, Art Cologne oder Art-Forum haben so gar nichts Spezifisches. Wir haben seiner Zeit lange nach einem geeigneten Namen gesucht, und unser LiberBerlin hat sich inzwischen eingeprägt. Liber – das Buch, liber – frei im Sinne von freier, also nicht vereinsabhängiger Veranstaltung; manche meinen ja auch liber Berlin als Bonn... Das Gespräch führte Björn Biester.