Antiquariat

Gojaba, Ebay, ZVAB und ein Interview mit Wolfgang Höfs

9. Dezember 2008
Redaktion Börsenblatt
Ein ereignisreiches Antiquariatsjahr geht zu Ende. Rückblick auf den Februar (Folge 2).
Die Abebooks-Familie wächst: am 5. Februar erblickt der Online-Marktplatz Gojaba das Licht der Welt. Zu Beginn wird das Portal auf zwei Länder ausgerichtet: Schweden und Russland (Brasilien und Polen folgen im Sommer). Gojaba arbeite völlig unabhängig von Abebooks, sei aber ein hundertprozentiges Tochterunternehmen, heißt es in einer Presseerklärung. Wir kommentieren am 6. Februar: "Mit öffentlichen Äußerungen zur 'großen' Firmenstrategie hält sich Abebooks zurück, aber das Konzept liegt eigentlich auf der Hand: Expansion, Experiment, Professionalisierung, niedrige Zugangshürden in wirtschaftlich interessanten Schwellenländern, langfristig angelegte Investitionen in Community-Angebote wie LibraryThing." Die Mischung, die Abebooks auszeichnet, gefällt offenbar auch anderen, Amazon zum Beispiel (siehe die Folgen 8 und 12 dieses Rückblicks). Für die Auktionsplattform Ebay dagegen wird 2008 kein gutes Jahr, ganz im Gegenteil; schlechte Nachrichten über das frühere Wunderkind gibt es auf allen Kanälen, nicht nur in Internet-Foren, sondern regelmäßig auch im Fernsehen. Die Negativentwicklung deutet sich im Februar mit Meldungen über eine neue Gebührenstruktur und ein verändertes Bewertungssystem an. Negative Schlagzeilen produziert auch das Zentrale Verzeichnis Antiquarischer Bücher (ZVAB), hierzulande immer noch Marktführer im Online-Handel mit antiquarischen Büchern: Mitte des Monats verkünden die Tutzinger ein neues Preismodell, das bereits ab 1. März gilt. Die Reaktion der betroffenen Anbieter auf die Preiserhöhung fällt frostig aus, zumal ein für Oktober 2007 angekündigter kompletter Relaunch der ZVAB-Website weiter auf sich warten lässt (siehe aber auch Folge 5). Immerhin: das ZVAB garantiert seinen Anbietern "Gebührenstabilität" mindestens bis Frühjahr 2011. Aus Leipzig kommt im Februar die Nachricht von der vorübergehenden Schließung des zum Leipziger Zentralantiquariat gehörenden Musikantiquariats in der Innenstadt – wegen umfangreicher Sanierungsarbeiten an dem Gebäude, in dem sich das Ladenlokal befindet. Die Wiedereröffnung ist für das Frühjahr 2009 geplant. Ein Interview mit dem ABOEV-Vorsitzenden Wolfgang Höfs, veröffentlicht auf boersenblatt.net am 13. Februar, löst eine Grundsatzdebatte über einige der wichtigsten Themenkomplexe des Antiquariatsbuchhandels unserer Zeit aus – und zeigt sehr deutlich, wie schwierig die Verständigung der Kollegen untereinander ist. Streitkultur? Das funktioniert offenbar nicht so gut. Nur kurzzeitig funktioniert ein neues Feature des Verkaufsportals der ILAB: die Verknüpfung von Buch-Einträgen mit der englischsprachigen Wikipedia. Ein nettes Spielzeug, denkt sich der unbefangene Beobachter. Das niederländische IT-Dienstleistungsunternehmen Rockingstone muss jedoch schon bald zurückrudern, es hagelt Proteste der ILAB-Antiquare. Im Hintergrund scheint die Stimmung unter den Vertragspartnern zunehmend schlechter zu werden (zu Rockingstone siehe auch Folge 9).