Antiquariat

4. Frankfurter Antiquariatsmesse, momox-books, Google

19. Dezember 2008
Redaktion Börsenblatt
"Google darf ein Antiquariat sein" – aber will Google das überhaupt? Das Jahresgroßthema Digitalisierung geht auch Antiquarinnen und Antiquare etwas an. Jahresrückblick Antiquariat 2008: Folge 10 (Oktober).
Im Oktober erscheint der erste Gemeinschaftskatalog "Antiquariate im Börsenverein des Deutschen Buchhandels" als Beilage zur Ausgabe 5/2008 der Zeitschrift "Aus dem Antiquariat". 16 Antiquariate beteiligen sich an der Premiere mit ihrem Angebot. Auch auf der 4. Frankfurter Antiquariatsmesse in der Buchmesse wird der Katalog verteilt. Die Messe selbst verläuft zur Zufriedenheit des Veranstalters und der überwiegenden Mehrheit der Aussteller – aber die ersten Ausläufer der internationalen Finanzkrise sind nicht zu übersehen; Sammlern, deren Aktiendepot sich gerade halbiert hat, vergeht die Kauflust. Noch ahnen die Wenigsten, dass es bald viel schlimmer kommt. Im Vorfeld der Messe geht die Auktionspreisdatenbank JAP Online des Verlags Hauswedell online (ein kurzer Testbericht folgt hier voraussichtlich noch in diesem Jahr); erstmals seit Jahren konkurrieren damit wieder zwei unterschiedliche Angebote um die Gunst der Antiquare, Bibliothekare und Sammler. Ein interessantes und auf den ersten Blick recht ungewöhnliches Geschäftsmodell steht hinter der im Sommer gestarteten Plattform momox-books: "Hier werden Bücher nicht verkauft, sondern angekauft und dies auf einfachstem Weg: Man gibt einfach den auf jedem Buch vorhandenen Barcode ein und momox-books sagt dem User, wie viel für sein Buch bezahlt wird. Ohne komplizierte Versteigerung, ohne langes Warten und alles ohne Versandkosten." Klingt tatsächlich einfach, führt aber in vielen Fällen zu abenteuerlich niedrigen Ankaufspreisen. Auch Christian Wegner, der Betreiber der Seite, beteiligt sich an der spannenden Diskussion, die sich an die Meldung anschließt. Google kommt mit leisen Schritten näher auf den Antiquariatsbuchhandel zu. Zu den bahnbrechenden Vereinbarungen, die Google mit mehreren Institutionen in Nordamerika abschließt, heißt es von Google offiziell unter der Überschrift "Vergriffene Bücher" (die Hervorhebungen stammen von der Redaktion): "Bisher konnten wir bei den meisten innerhalb unseres Bibliotheksprojekts erfassten, urheberrechtlich geschützten Büchern nur einige Textauszüge anzeigen. Da diese Bücher zum größten Teil vergriffen sind, mussten Sie versuchen, Exemplare über eine Bibliothek oder ein Antiquariat zu beziehen. Im Rahmen dieser Vereinbarung können wir nun diese vergriffenen Bücher zur Vorschau, zum Lesen und zum Kauf in den USA zur Verfügung stellen. Die permanente Verfügbarkeit vergriffener Bücher sicherzustellen war einer der Hauptgründe, weshalb wir dieses Projekt ins Leben gerufen haben. Darum sind wir heute sehr stolz darauf, gemeinsam mit unseren Partnern (Autoren, Bibliotheken und Verlage) auf diese Weise historisch wertvolles Kulturgut bewahren zu können." Da ist es ja schon wieder, das Motiv 'Bewahrung von Kulturgut' – diese Schleife will sich jetzt auch Google anbinden.