Die LiberBerlin ist eine wunderbare Messe; der Schlüterhof bietet ein tolles Ambiente, die Organisatoren sind ein gutes Team, und in diesem Herbst spielt sogar das Wetter mit. Trotzdem, das Potenzial der LiberBerlin ist längst nicht ausgeschöpft. Woran liegt das? Mitveranstalter Knut Ahnert sieht in einem boersenblatt.net-Interview die Lage der deutschen Antiquariatsmessen so: "Die Situation ist schwierig; es sind vielleicht zu viele Messen im Verhältnis zu den Interessenten, und die Ausländer verkaufen zu ihren Preisen in Deutschland kaum. Das führt zu einer gewissen Regionalisierung der Messen. In Berlin haben wir mit der Ignoranz der Presse zu kämpfen; es gibt einfach zu viele Kulturveranstaltungen, und wir bedienen eine recht kleine Zielgruppe."
Die neu strukturierte Kunstmesse Cologne Fine Art & Antiques steht zwar auf dem Papier unter der "ideellen" Mitträgerschaft des Verbands Deutscher Antiquare, aber von der Kölner Antiquariatsmesse sind nur Ruinen übrig geblieben. Das ist schade, weil Köln eigentlich immer noch ein sehr guter Ort für Antiquare ist. Wie es 2009 mit dieser Abteilung der größeren Veranstaltung weitergehen soll, ist unklar.
Im November wird bereits der sechste Gemeinschaftskatalog einer Gruppe von Antiquaren aus Bayern verschickt es ist also offenbar ein erfolgreiches Unternehmen, noch dazu und das muss man heutzutage vielleicht besonders hervorheben ein verbands- oder vereinsunabhängiges.
Das seit 2002 bestehende Antiquaria-Programm des Zentralen Verzeichnisses Antiquarischer Bücher ist ab sofort für Buchhandlungen in der Schweiz verfügbar. Über 3.000 Buchhandlungen in Deutschland und Österreich nehmen nach ZVAB-Auskunft an dem Programm teil. Durchschnittlich sollen über Antiquaria täglich circa 400 Titel bestellt werden. Ist das viel oder wenig? Sicher ließen sich die Geschäftsbeziehungen zwischen den Buchhandelszweigen noch intensivieren, aber der Anstoß dazu müsste mutmaßlich von den Antiquaren ausgehen.
Das Thema "Neubuchhandel und Antiquariat" führt zwanglos in einen anderen, ebenfalls politisch brisanten Bereich, der trotz seiner Bedeutung (noch?) kaum einen Antiquar innerlich bewegt hat, dagegen die meisten Verleger und viele Buchhändler sehr: E-Books, elektronisches Publizieren, Lektüre auf mobilen Lesegeräten verschiedenster Ausführung. Dazu ein in zwei Fassungen vorliegendes November-Zitat von Ronald Schild, Geschäftsführer der MVB Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels GmbH in Frankfurt am Main:
A (Quelle: ORF, www.orf.at)
"Der Mehrzahl der Kunden sei es egal, ob es ein Buch in elektronischer Form oder auf Papier in den Händen halte. 'Ein Buch ist ein Buch', sagte Schild: 'Werden E-Books in Buchhandlungen nicht angeboten, dann gehen die Kunden eben woanders hin', warnte Schild. Der Buchhandel würde zwar auch dann überleben, jedoch lediglich als Antiquariat."
B (Quelle: "Kurier", 22. November)
"Der beliebteste Vertriebsweg von eBooks ist der Online-Shop. Nun sollen
auch Buchhandlungen miteingebunden werden. 'Buchhandlungen können gut
ohne eBooks leben, nur nennt man sie dann Antiquariate', scherzt Ronald
Schild, Geschäftsführer vom deutschen Marketing- und Verlagsservice des
Buchhandels, bei der Podiumsdiskussion."
Ronald Schild hat sich so oder ähnlich während einer E-Book-Diskussionsveranstaltung auf der Premiere der Buch Wien geäußert. Enthält die Aussage eine Wertung oder beschreibt sie einfach eine Entwicklung und ihre Folgen? Was in Wien antiquarisch noch los war, hat für boersenblatt.net Michael Sulzmann in einem kurzen Bericht zusammengefasst; offenbar konnten sich die drei Antiquariatsaussteller nicht über fehlendes Publikumsinteresse beklagen, ganz im Gegenteil. Und es muss ja wirklich kein nach Nachteil sein, wenig Konkurrenz auf einer Messe neben sich zu haben.