Meinung zum Extra Lernhilfen

Lernhilfe statt Nachhilfe

23. Juli 2015
Redaktion Börsenblatt
Das Angebot der Verlage für den Nachmittagsmarkt ist umfangreich und meist von hoher Qualität. Entscheidend für die Wahl der richtigen Titel ist die Beratung durch den Buchhändler. Meint Nicolai Diehl, der in Berlin das Portal Lernklick.de leitet. Lesen Sie mehr zum Thema im aktuellen Extra Lernhilfen, das in Börsenblatt 5 / 2009 erschienen ist.
Nicht erst seit »Pisa« oder G8 dreht sich die außerschulische Bildungsmaschinerie ständig schneller. Immer neue Lernhilfeinstitute sprießen aus dem Boden. Einer aktuellen Studie des FiBS (Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie) zufolge geben Eltern jährlich bis zu 1,2 Milliarden Euro für Nachhilfe aus. Etwa jeder achte Schüler nimmt Nachhilfestunden in Anspruch. Inzwischen pilgern sogar schon bis zu zehn Prozent der Grundschüler zu den nachmittäglichen Lernorten. Hauptmotiv: Die Jagd nach guten Noten, um sich später einen Ausbildungs- oder Studienplatz zu sichern. Wie erfolgreich die zusätzlichen Paukrunden sind, ist jedoch kaum belegt. Zwar gibt es hoch professionelle Nachhilfeinstitute, deren Dienste mitunter sogar von den Schulen direkt in Anspruch genommen werden, aber auf dem großen Lernmarkt tummeln sich laut Verbraucherschutz insgesamt 4?000 Nachhilfeinstitute, von denen bis zu zwei Drittel mit unzulässigen oder sogar unseriö­sen Mitteln arbeiten. Aber gibt es für die nachhilfebedürftigen oder nachhilfewilligen Schüler überhaupt Alternativen, wenn Eltern oder Freunde nicht weiterhelfen können? Ein Blick in die Buchhandlungen verrät: ja. Hier präsentiert sich selbstbewusst ein prosperierender Verlagssektor in der Abteilung Lernhilfen. Neu ist diese Erfindung nicht, doch das Spektrum der angebotenen Werke ist in den vergangenen Jahren enorm angewachsen. Waren es zunächst die dem Lehrwerk verbundenen Schulbuchverlage, die ihre Inhalte entsprechend aufgearbeitet als Ergänzung für das nachmittägliche Lernen anboten, springen heute immer mehr Verlage – etwa aus den Bereichen Kinderbuch oder Lexikon – auf diesen Zug. Angefangen bei bunten Wimmelbüchern, die Konzentration, Erzählfreude und Umgang mit der Sprache fördern, über kind- und jugendgerechte Sachbücher bis zu konkreten Lernhilfen für ein Schulfach oder die anstehende Abschluss­prüfung ist alles zu haben. Ganz nach individuellen Bedürfnissen sind diese Lernwerke gestrickt. Doch trotzdem steht manch ein Interessierter wie der Ochs vorm Lernhilfenberg und weiß nicht ein noch aus. Der Buchhandel sollte sich dieser Klientel intensiv widmen und Weiterbildungsangebote der Verlage nutzen, um auf dem Gebiet Lernhilfen up to date zu bleiben. Der Kunde kann sich weder einen Überblick verschaffen noch unzureichende Produkte von erstklassigen Lernhilfen unterscheiden. Selbst wenn die Investition in eine Lernhilfe niedrig ist, schmerzt doch jeder unnütz ausgegebene Euro – und das umso mehr, wenn den Kindern damit das Lernen noch zusätzlich vermiest wird. Alle Betei­ligten – von Verlagen über den Buchhandel bis zum Kunden – aber profitieren von Lernhilfen, die kundenspezifisch ausgewählt werden und so zum Lernerfolg führen können. Der Autor leitet in der Berliner Dependance des Redaktionsbüros Diehl das Portal lernklick.de, das seit 2005 Lernhilfen bewertet.