Was hat den Ausschlag für Berlin gegeben?
Sparr: Es gab ein hervorragendes Angebot der Stadt. Darüber hinaus hat Berlin Vorteile – eine große Lebendigkeit und Vielfalt –, die eine Neupositionierung des Verlags dort am besten möglich machen.
Sie sprechen von einer Neupositionierung. Welche Veränderungen wird es geben – in den Strukturen, im Programm?
Sparr: Die Veränderungen werden wir sehen; es geht ab er auch um die Sicherung der Kontinuität. Wir müssen uns fragen: Wie wollen wir als unabhängiger Verlag 2010 oder 2020 positioniert sein.
Dennoch, was wird anders innerhalb des Verlags?
Sparr: Es gibt ja bereits viel Neues: die Edition Unseld, den Verlag der Weltreligionen. Wir sind auf einem guten Weg. Aber selbstverständlich werden wir uns immer wieder neu erfinden müssen. Wir suchen so etwas wie eine Raketenbasis, von der wir unsere Bücher starten können. Und Berlin erscheint uns die beste Basis. Davon abgesehen aber halte ich Standortfragen nicht für primär. Primär ist das Programm. Der Standort sollte das Programm ermöglichen und stützen.
Ulla Unseld-Berkéwicz hat eingeräumt, dass Kosten gespart werden müssen. Man weiß, dass bei einem Umzug in der Regel nicht alle Mitarbeiter mitgehen. Eine gute Möglichkeit also, um Kosten zu sparen...
Sparr: Wir haben allen Mitarbeitern einen Arbeitsplatz in Berlin anbieten können.
Aber es werden nicht alle mitkommen.
Sparr: Das müssen wir abwarten. Es ist klar, dass es für die Mitarbeiter nicht einfach ist. Ein solcher Umzug bedeutet immer eine Zumutung.
Muss der Verlag effizienter arbeiten?
Sparr: Der Verlag muss auch Kosten sparen, aber wir dürfen das Sparen nicht vom Investieren trennen – in Mitarbeiter und Bücher.
In Frankfurt soll es eine Dependance geben. Wird es das Haus in der Klettenbergstraße sein?
Sparr: Wir sind darüber in Gesprächen mit der Stadt.
Soll ein entscheidender Bereich hier bleiben?
Sparr: Es muss vor allem eine sinnvolle Einheit sein. Ein Verlag sollte insgesamt ein Ensemble bilden, man darf Abteilungen nicht auseinander reißen.
Wohin in Berlin wird’s gehen?
Sparr: In die Mitte.
Ins Nicolaihaus?
Sparr: Das ist das Angebot der Stadt.
Es gab die Zustimmung der Medienholding. Gab es auch die Zustimmung von Joachim Unseld zum Umzug?
Sparr: Nein.
Und wie wollen Sie sich einigen?
Sparr: Dazu möchte ich heute nichts sagen.
Die Familienstiftung kann die Anteile der Medienholding innerhalb einiger Jahre zurückkaufen. Ist das Ihr Ziel?
Sparr: Wir wollen zunächst sehen, wie sich die Kooperation gestaltet und das dann in diesem Licht beurteilen.
Das nächste Buch von Adolf Muschg erscheint bei Beck. Warum geht er?
Sparr: Ich kann über seine Beweggründe nichts sagen.
Gehen andere Autoren?
Sparr: Nein. Muschgs Weggang hat sicher nichts mit dem Umzug zu tun.
Aber vielleicht damit, dass er sich bei Suhrkamp nach sehr langer Zeit nicht mehr beheimatet gefühlt hat...
Sparr: Der Suhrkamp Verlag ist weiterhin Heimat für die Bücher, die Adolf Muschg geschrieben hat.