Am heutigen Donnerstag beginnt in Hagen die Tagung des Arbeitskreises kleinerer unabhängiger Verlage; zum Auftakt diskutieren Sie über E-Books. War das Thema unvermeidlich? Welche Perspektiven sehen Sie?
Weidmann: Da wird es sicher große Unterschiede geben, je nachdem wie einzelne Verlage programmlich ausgerichtet sind. Grundsätzlich sehe ich aber gute Chancen für uns, das Geschäft mit E-Books organisatorisch, technisch und vertrieblich in den Griff zu bekommen. Wir stellen uns bewusst diesem Thema.
Wo stehen kleine Verlage in puncto E-Books heute?
Weidmann: Wir haben uns von Anfang an intensiv damit beschäftigt und sind jetzt ziemlich weit, bereiten uns auf den Markt vor auch wenn man das Potenzial nicht überschätzen sollte. Dass sich aufgrund von Investitionen Risiken ergeben könnten, sehe ich nicht. Unsere Kostenstrukturen sind ganz anders als in größeren Häusern.
Ihr wichtigster Vertriebskanal dürfte das Sortiment bleiben. Ist es im Zuge der Wirtschaftskrise schwieriger geworden, Titel im Buchhandel zu platzieren?
Weidmann: Nein, da darf man sich auch gar nicht hineinsteigern. Denn das Problem kennen alle Verlage gleichermaßen. Nur: Je kleiner und unbekannter ein Verlag ist, umso größer wird es. Uns auszulisten wäre kontraproduktiv: Mehr als 1.400 der Verlage, die am Markt sind, gehören zur Gruppe der Kleinen. Zusammen sind wir eine starke Kraft.
Morgen besuchen Sie das Zentrallager von Thalia. Halten Sie es für möglich, dass der Filialist ähnlich wie die Mayersche ein verstärktes Interesse an Independents zeigt?
Weidmann: Wir würden uns sehr darüber freuen, warten zunächst aber erst einmal ab. Unser Hauptziel ist ohnehin ein anderes: Wir möchten Missverständnisse und Kommunikationshürden abbauen.
Welche Rolle spielen Kooperationen für kleinere Verlage?
Weidmann: Eine große und das in alle Richtungen, also quer durch die Branche. Was die Zusammenarbeit untereinander manchmal etwas schwierig macht, ist die starke individuelle Prägung vieler Verlage.
Könnte die Jahrestagung des AkV hier Abhilfe schaffen?
Weidmann: Das ist gut denkbar. Mehrere Kooperationen stellen ihre Konzepte vor, darunter die unabhängigen Kinderbuchverlage und UTB. Die Vorträge sollen Anregungen geben und Mut machen. Ich bin gespannt auf die Reaktionen.
Wie viele Mitglieder nehmen an der Tagung teil?
Weidmann: Mehr als 100, wir sind restlos ausgebucht.
Bernd Weidmann ist Geschäftsführer des Verlags Die Werkstatt und Mitglied im Sprecherkreis des AkV.