Leipzig liest

Zur „Volljährigkeit“ volles Programm

23. Juli 2015
Redaktion Börsenblatt
„Alle reden über die Krise – der Leipziger Buchmesse geht’s gut.“ Buchmesse-Direktor Oliver Zille gab sich zur „Leipzig liest“-Pressekonferenz, die vor wenigen Minuten im Deutschen Literaturinstitut Leipzig (DLL) zu Ende ging, optimistisch. In seinem 18. Jahr präsentiert sich „Leipzig liest“ jedenfalls quicklebendig und vielfältig wie nie.
###WERBUNG### Die Frühjahrs-Buchmesse (12. – 15. März) wird zwar 2009 – anders als in den Jahren davor – kein Umsatzplus verbuchen können, doch werden bei Hauptausstellern (2008: 823) wie bei der verkauften Fläche (2008: 18.237 qm) die Vorjahreszahlen wohl erreicht. Dem Run auf das seit 18 Jahren mit der Messe verbundenen Lesefestival „Leipzig liest“ (einer Gemeinschaftsaktion von Messe, Kommune, Börsenverein, MDR, Club Bertelsmann, Kuratorium Haus des Buches sowie den an der Messe beteiligten Verlagen) schadeten weder die maue Großwetterlage noch die neu eingeführte Teilnahme-Gebühr: Mit über 1900 Veranstaltungen an 300 Spielstätten und rund 1500 Mitwirkenden ist das viertägige Programm so opulent wie nie. Während prominente Autoren wie T. C. Boyle, Peter Esterházy, David Lodge, John Giesemer, Jonathan Stroud, Kiran Nagarkar, Daniel Kehlmann, Julia Franck, Günter Grass, schreibende Politiker, Schauspieler oder Pop-Größen wie Herbert Grönemeyer und Blixa Bargeld das gesamte Spektrum des Buchmarkts abbilden, setzt die Messe im Kampf um die knappe Ressource Aufmerksamkeit wieder verstärkt auf junge Literatur. Veranstaltungsformate wie die „Lange Leipziger Lesenacht“ (L3) oder die Entdecker-Reihe „Prosaprognosen“ sollen Leipzig als Forum für deutschsprachige Nachwuchstalente etablieren; mit Independents, die sich auch 2009 auf einer „Leseinsel Junger Verlage“ präsentieren, hofft man junges Publikum zu binden. Neben Höhepunkten wie dem Preis der Leipziger Buchmesse oder der „Krautgarden“-Reihe, die an zwei Tagen ein Dutzend amerikanische Autoren auf dem Gelände der Baumwollspinnerei versammelt, nutzen die Messemacher ihren Standortvorteil, um dem kulturellen Ost-West-Transfer eine Plattform zu geben. 20 Jahre nach der europäischen Zeitenwende von 1989 nehmen viele Veranstaltungen die Umbrüche bei unseren Nachbarn in den Blick. So werden etwa im Rahmen des „Autorenspecials“ unter dem Thema „1989-2009. Wohin treibt Europa?“ Schriftsteller wie Feridun Zaimoglu, Geert Mak oder György Konrád über ihre ganz persönlichen europäischen Befürchtungen und Visionen sprechen. Höhepunkt der Reihe „Literatur aus Südosteuropa“, die mit Unterstützung der Robert Bosch Stiftung durchgeführt wird, ist die große Balkan-Nacht am Messefreitag; nach dem gelungenen Messe-Auftritt von Kroatien präsentieren sich heuer Mazedonien und Bosnien erstmals auf der Messe. Christiane Munsberg, zuständig für Kulturprojekte beim Club Bertelmann, zog zur „Volljährigkeit“ des 1992 als „gemeinsames Kind“ von Club und Buchmesse gestarteten Lesemarathons ebenfalls eine positive Bilanz. Mit über 120 eigenen Autorenveranstaltungen in neun Veranstaltungsreihen – drei auf der Messe und sechs in der Innenstadt – setzt der Club 2009 Zeichen. Highlights sind das gemeinsam mit ZDF, SZ und Deutschlandradio bespielte „Blaue Sofa“, auf dem in vier Messetagen 50 Autoren Platz nehmen werden (live im Netz unter: www.derclub.de), eine „Ossi-Wessi-Nacht“ über „20 Jahre Mauerfall“ oder die „Jüdischen Lebenswelten“, die in diesem Jahr unter dem Motto „Erinnerung als Gegenwart“ stehen und Autoren wie Georg Stefan Troller, Mirjam Pressler, Stefanie Zweig und Senek Rosenblum vorstellen. Kräftig ausgebaut wurde auch der Hörbuch-Schwerpunkt der Messe. Mehr als 100 Labels und Verlage zeigen ihre neuesten Produktionen rund ums Audiobook. Standards wie die von MDR und dem Magazin Focus organisierte Reihe „Leipzig hört“ in der Alten Handelsbörse oder die ARD-Radionacht der Hörbücher (13. März) werden weiter geführt, neu ist eine Hörbuch-Auktion in Zusammenarbeit mit Ebay. Und Edel, unterstützt von einem Dutzend anderer Verlage, spendiert dem seit 10 Jahren wachsenden Segment mit „Leo – Die Deutsche Hörbuchnacht“ endlich den längst fälligen Glamour-Abend. „Wir freuen uns, dass wir zur kommenden Buchmesse wieder alle ARD-Hörfunkanstalten begrüßen können“, so Zille. Gleich neben dem ARD-Hörbuchforum in Halle 3 dürfte in diesem Jahr die Premiere des ARD-TV-Forums für Zulauf sorgen: Auf 300 Quadratmetern präsentieren sich dort das Kulturmagazin „Titel-Thesen-Temperamente“ und das Literaturmagazin „Druckfrisch“. Mehr zur Leipziger Buchmesse und seinem Lese-Marathon finden Sie im heute erschienenen Börsenblatt.